Guillaume Martin, geboren 1993, gehört als Radprofi zur Weltspitze und ist zugleich Absolvent eines Masterstudiengangs in Philosophie an der Université Paris-Nanterre. 2019 und 2020 fuhr er bei der Tour de France jeweils in die Top 12 der Gesamtwertung. Auch als Autor hat er sich bereits einen Namen gemacht: Er ist Kolumnist für Le Monde und hat das Theaterstück »Platon vs. Platoche« verfasst, das vom Théâtre de la Boderie aufgeführt wurde. »Sokrates auf dem Rennrad« ist sein erstes Buch.
Guillaume Martin gehört zu den besten Radrennfahrern der Welt. Und er ist Philosoph. Eine Kombination, die viele Menschen verblüfft. Um mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass Spitzensportler nichts im Kopf hätten (und auch nicht sonderlich viel Intelligenz benötigen), hat der französische Radprofi ein Buch geschrieben, das seine beiden großen Passionen vereint.
In »Sokrates auf dem Rennrad« schickt Guillaume Martin die bedeutendsten Denker der Geschichte in das größte Radrennen der Welt: die Tour de France. Gekonnt und mit viel Humor verwebt er eigenes Erleben, das einen Blick hinter die Kulissen des realen Radsportzirkus gewährt, mit dem fiktiven Kampf von Aristoteles, Nietzsche und Gefährten um Windschatten, Reifenbreiten und Etappensiege. Da ist Sartre, der als Teamchef der Franzosen seine Fahrer ermutigt, sich nicht im Peloton zu verstecken. Da ist Marx, der sich um die ungerechte Verteilung der Prämien sorgt. Da ist Kant, der schlucken muss, als er erfährt, dass das Rennen nicht in seinem geliebten Königsberg stattfindet...
Guillaume Martin ist mit seinem Erstling ein gleichermaßen kluges wie unterhaltsames Buch gelungen, das tiefgründige Gedanken und spannende Sporterzählung verknüpft und so ein großes Publikum anspricht: Wer sich vor allem für Sport und reflektierte Einblicke ins Profimetier interessiert, lernt nebenbei fast unmerklich die Grundzüge bedeutender Ideen und Theorien kennen. Philosophisch bewanderte Leser hingegen freuen sich über die wiedererkennbaren Züge der Gelehrten im Rennsattel. Und am Ende ist allen klar: Körperliche Höchstleistungen müssen keineswegs im Widerspruch zu intellektuellen Ambitionen stehen. Denn auch und gerade im (Radrenn-)Sport gilt der Leitsatz, den einst Henri Bergson formulierte, der französische Philosoph und Literaturnobelpreisträger: »Man muss wie ein denkender Mensch handeln und wie ein handelnder Mensch denken.«