Nach Spekulationskrisen, prekären Eigentumsverhältnissen oder neoliberaler Mangelwirtschaft fragt Thomas Kuczynski ebenso wie nach Handels- und Religionskriegen oder einem »chinesischen Jahrhundert«: Themen also zur »Kritik der globalen Ökonomie«, so der Untertitel der Zeitschrift Lunapark21, in der der Wirtschaftshistoriker von Anbeginn Kolumnen veröffentlichte. Die hier versammelten, erschienen bis 2023, bilden gleichsam ein mosaikartiges Lehrbuch der Kapitalismusanalyse: Die Methode zeigt, wie sich aktuelle Zumutungen in eine welthistorische Perspektive rücken, erklären und angehen lassen. »Nach wie vor« sei »die Rate des Profits der Stachel, der die kapitalistische Produktion vorantreibt«, so Kuczynski: Zwischen Befunden wie dem einer »Kannibalisierung« der Wirtschaftsordnung oder dem Ukrainekrieg als »exogenem Schock« erinnert er an den »Verfall« historischer Systeme. In dem Maße, wie es vom Spartacus-Aufstand bis zur Abschaffung der Sklavenhaltergesellschaft noch etwas gedauert habe, sei offen, wann »unsere Nachfahren« die »Ruinen« des Kapitalismus »bewundern« könnten, »wie wir heute die in Athen und Rom«.
Thomas Kuczynski (1944, London - 2023, Berlin) war Statistiker, Ökonom und Wirtschaftshistoriker sowie freier Publizist. Als letzter Direktor des Instituts für Wirtschaftsgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR musste er das von seinem Vater aufgebaute Institut 'abwickeln'. Viele Veröffentlichungen, darunter die Editionen zum Kommunistischen Manifest, Kapital (Bd. 1) und zum Geschäftsbuch von Moses Mendelssohn, Gutachten und Buch zur Frage der Entschädigung von Zwangsarbeitern.