Mit ihrem zweiten Ehemann ist Lou ein echter Fang gelungen – selbst ihre Mutter muss das anerkennen. Sergej ist Pianist und er ist jüdisch, genau wie Lou. Allerdings ist Töchterchen Rosa noch nie in einer Synagoge gewesen – völlig normal für eine typisch Berliner jüdische Familie.
Aber Familie ist wichtig, wie wichtig und warum, dies versucht Lou herauszufinden und folgt der Einladung ihrer Tante zum 90. Geburtstag. In einem abgehalfterten Ressort auf Gran Canaria trifft der ganze ex-sowjetische Clan aus Israel und Deutschland zusammen, verbunden nur noch durch wechselseitige Missgunst. Gegen die kleinen Bösartigkeiten und die vage Leere in sich trinkt Lou systematisch an und weiß plötzlich, dass die Antwort auf all ihre Fragen in der glühenden Hitze Tel Avivs zu finden ist.
Ein Roman, so aktuell, zynisch und unterhaltsam, wie nur Olga Grjasnowa ihn schreiben kann, über eine Frau, deren Identität sich aus lauter Splittern zusammensetzt, die scheinbar alle nicht zusammenpassen. Bis sie es auf unerwartete Weise doch tun.
Im Gespräch mit der Osnabrücker Autorin Cornelia Achenbach
stellt uns Olga Grjasnowa ihren neuen Roman vor.
OLGA GRJASNOWA, 1984 in Baku, Aserbaidschan geboren, übersiedelte sie Mitte der 1990er Jahre nach Deutschland. Sie hat bislang einen Essay und vier Romane veröffentlicht, zuletzt 2020 "Der verlorene Sohn". Ihre Werke wurden in 15 Sprachen übersetzt, fürs Radio und die Bühne adaptiert und verfilmt. Sie lebt als Professorin an der Universität für angewandte Kunst in Wien.
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Bild: Valeria Mitelman