Weit über »Moby-Dick« hinaus war Melville, der in seiner Jugend auf einem Postschiff, später auf einem Walfänger angeheuert hatte, ein Dichter des Meeres: Drei Jahre vor seinem Tod verlegte er anonym, zu Selbstkosten und mit einer Auflage von nur 25 Stück die Gedichtsammlung »John Marr und andere Matrosen« - Melvilles Hommage an die Kameradschaft auf See und an eine glanzvolle Epoche der Seefahrt, die mit dem Amerikanischen Bürgerkrieg endete.
Eins wird deutlich in diesen weitgehend unbekannten Gedichten, die von der Sehnsucht nach Abenteuer und dem Leben im Augenblick angesichts ständiger Gefahr erzählen: Ein echter Matrose kann nie zur Landratte werden.
Herman Melville (1819¿1891) reiste als junger Mann auf einem Walfänger in die Südsee. Seine Erlebnisse verarbeitete er in den Abenteuerberichten »Typee« und »Omoo«. Nach etlichen Misserfolgen und persönlichen Tragödien arbeitete Herman Melville als Zollbeamter in New York und schrieb Gedichte, die er als Privatdrucke veröffentlichte und an Freunde verschenkte.