Georg Christoph Lichtenbergs Sudelbücher (1800 - 1806) bilden eine Aphorismensammlung besonderer Art: Die enge Verknüpfung privater Aufzeichnungen mit naturwissenschaftlichen Arbeiten stellt ein ungewöhnliches Zeitzeugnis dar und begründete den Ruhm des Autors.In seinen witzigen, oft ausgesprochen frechen Aphorismen wendet er sich entschieden gegen Aberglauben und Mystizismus und stellt ihnen Logik und Rationalität gegenüber. Aber auch gesellschaftliche und literarische Strömungen seiner Zeit wie Empfindsamkeit und Sturm und Drang bedenkt er mit kritischen Worten. Lichtenbergs Skepsis gegenüber der Entdeckung der Sauerstoffverbrennung durch Antoine Laurent de Lavoisier (1743-1794) und seine entschiedene Distanz zur Klassik und Frühromantik zeigen, dass er als Naturwissenschaftler und Publizist hinter der Entwicklung seiner Zeit zurückblieb.
Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) zählt zu den wenigen Schriftstellern, die sowohl über ein naturwissenschaftliches als auch ein sprachliches Talent verfügen und diese universelle Begabung für ihre Arbeiten fruchtbar zu machen verstehen. Nach dem Studium der Mathematik und Naturwissenschaften wurde er 1770 in Göttingen Professor für Experimentalphysik und erzielte auf diesem Gebiet wegweisende Erkenntnisse. Die Sudelbücher begründeten seinen Rang als einer der geistreichsten Satiriker nicht nur der Aufklärung, sondern auch der Weltliteratur.