20 Jahre nach seinem Tod: Die Wiederentdeckung des meistgelesenen Schriftstellers Marokkos, der jahrzehntelang wie Salman Rushdie auf der berüchtigten schwarzen Liste der Islamisten stand.
Ein Leben im Marokko der 1950er Jahre: Der zwanzigjährige Erzähler ist ein Rauf-, Sauf- und Hurenbold und zugleich ein ängstliches, einsames Kind. Nun ist er begierig darauf, lesen zu lernen. In 27 Kapiteln erzählt er, direkt und schonungslos, von einem Leben auf Messers Schneide, von den Tagen in der Schule in Larache und fiebrigen Nächten in Tanger. Darin verwoben die Gefühle und Erinnerungen: die zitternden Hände bei den ersten Schreibversuchen, die Jagd nach Essbarem, die Kälte und die Sehnsucht nach Rausch und Leidenschaft. Um zu Geld zu kommen, lässt er sich auf krumme Geschäfte ein. Das Geld braucht er nicht in erster Linie für Essen und Bleibe, sondern für Haschisch, Wein und Prostituierte. Doch immer mehr dringt Mohamed in die für ihn neue Welt der Bücher ein, und unmerklich geht eine Wandlung in ihm vor.
»Mohamed Choukris Leben ist spannender, poetischer, verzweifelter und wilder, als jeder Roman sein könnte. Und er hat es in blendenden Bildern festgehalten, die das Lesen zu einem Erlebnis machen - zu einem Erlebnis, das aufwühlt, das im Schrecken fasziniert.« SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
Mohamed Choukri, Sohn eines Bauern aus dem marokkanischen Rif, wurde 1935 in Beni Chiker geboren. Erst mit einundzwanzig Jahren lernte er Lesen und Schreiben - im Gefängnis von Tanger. Von seiner Kindheit und Jugend, geprägt von Armut, Hunger, Kriminalität, Alkohol, Haschisch und Nächten in Bordellen, erzählt Choukri in seinen autobiographischen Romanen 'Das nackte Brot' und 'Zeit der Fehler'. Später war Choukri Arabischlehrer an einem Gymnasium in Tanger und arbeitete als Literaturkritiker für den Rundfunk. Seine Freundschaft zu Literaten wie Paul Bowles, Jean Genet und Tennessee Williams führte zu seiner Entdeckung als Schriftsteller. Am 15. November 2003 starb Mohamed Choukri im Militärhospital in Rabat.
Doris Kilias (1942-2008) studierte Romanistik und Arabistik in Berlin und Kairo. Sie arbeitete als Literaturwissenschaftlerin an der Humboldt-Universität zu Berlin und Übersetzerin aus dem Arabischen. Neben Mohamed Choukri übertrug sie Werke von Nagib Mahfuz, Gamal al-Ghitani, Miral al-Tahawi, Rajaa Alsanea, Baha Taher und Emily Nasrallah.
Georg Brunold, geboren 1953 in Arosa/Graubünden, ist Journalist, Schriftsteller und Übersetzer. Er war Afrika-Korrespondent der Neuen Züricher Zeitung mit Sitz in Nairobi, Stellvertretender Chefredakteur der Kulturzeitschrift 'du' in Zürich und lebt heute wieder in Arosa. In der ANDEREN BIBLIOTHEK sind von ihm erschienen: 'Nilfieber. Der Wettlauf zu den Quellen' (1993), 'Afrika gibt es nicht. Korrespondenzen aus drei Dutzend Ländern' (1994), 'Ein Haus bauen. Besuche auf fünf Kontinenten' (2006) und, von ihm herausgegeben und übersetzt: 'Winston Churchill, Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi' (2008).
Studio HanLi wurde 2018 von Elias Hanzer und Lucas Liccini gegründet und befindet sich aktuell in einem grünen Hinterhof im Schöneberger Crelle-Kiez. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf Konzeption und Realisation im Bereich Grafikdesign und Typographie sowie der Produktion von Schriften. Seit 2022 betreibt Studio HanLi die unabhängige Plattform HAL Typefaces für die Veröffentlichung und den Vertrieb von digitalen Schriften und typographischen Experimenten.