Für die Darstellung und das Verständnis von Theologie und Philosophie in der Frühen Neuzeit ist das Werk des spanischen Dominikaners Francisco de Vitoria (1483-1546) kaum zu überschätzen. Hauptreferenz Vitorias ist die >Summa Theologiae< von Thomas von Aquin - dessen Behandlung ethischer, juristischer und politischer Fragen (im Rückgriff auf die aristotelische Philosophie) gab das Muster ab für Vitorias umfassende Diskussionen auch aktueller Probleme. Der Traktat >De lege< (>Über das Gesetz<) etwa zeigt die Rationalität des Naturrechts auf, treibt die Emanzipation des bürgerlichen vom kirchlichen Recht voran, begründet die Unterwerfung auch der (königlichen) Gesetzgeber unter das Gesetz sowie die Maxime der Publizität - alles Elemente einer Lehre, die in der Neuzeit maßgebend für ganze Generationen von Theologen und Juristen wurde.