Anne Weber, 1964 in Offenbach geboren, lebt seit 1983 als freie Autorin und Übersetzerin in Paris. Sie hat sowohl aus dem Deutschen ins Französische übersetzt (u. a. Sibylle Lewitscharoff, Wilhelm Genazino) als auch umgekehrt (Pierre Michon, Marguerite Duras). Ihre eigenen Bücher schreibt sie sowohl in deutscher als auch in französischer Sprache. Ihre Werke wurden u. a. mit dem Heimito von Doderer-Literaturpreis, dem 3sat-Preis, dem Kranichsteiner Literaturpreis, dem Johann-Heinrich-Voß-Preis und dem Solothurner Literaturpreis 2024 ausgezeichnet. 2024 erhielt sie außerdem den Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis.
Für ihr Buch
Annette, ein Heldinnenepos
wurde Anne Weber mit dem Deutschen Buchpreis 2020 ausgezeichnet.
Kirio stellt die Welt auf den Kopf, nicht nur, indem er gerne auf den Händen läuft. Schon vor seiner Geburt in einem Autobahntunnel wurde er der Mutter durch einen anonymen Telefonanruf angekündigt, mit drei Jahren kann er schreiben, bringt aber erst mit sieben seinen ersten Satz hervor, doch vor allem verwirrt er die Menschen durch seine Gutmütigkeit. Nicht weniger rätselhaft als der Protagonist ist der Erzähler, der alles weiß, nur nicht, wer er ist, und der gerne Zeitzeugen von Kirio berichten lässt. So zeichnen mal die Mutter, mal der Lehrer und einige andere das Leben eines Menschen nach, der als Flötist von der Drôme über Lyon nach Paris bis ins Hanau der Gebrüder Grimm umhervagabundiert und zahlreiche Wunder vollbringt, ohne es auch nur zu merken.
Mit Kirio führt Anne Weber die Tradition der Heiligenlegende bis in die Gegenwart. Doch kann es in unseren Zeiten überhaupt noch so etwas wie einen Heiligen geben? Wo kommt das Gute her, wenn es kein Gebot verlangt? Spielerisch und sprachgewandt geht Anne Weber in diesem draufgängerischen Roman den großen Fragen nach, um sie ganz gehörig aufzumischen.