John Maynard Keynes (1883-1946) gehört zu den bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts. Vor allem seine "Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes" prägte das wirtschaftspolitische Handeln vieler Länder nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Zuge des siegreichen Wirtschaftsliberalismus geriet das Denken Keynes zunehmend in den Hintergrund, erlebt derzeit jedoch eine Renaissance.
Die Wirtschaft- und Finanzkrise sorgt für Unmut in vielen Ländern. Nicht nur rechtspopulistische Parteien fordern ein Umdenken und eine Rückbesinnung auf den Nationalstaat als wirtschaftslenkenden Hauptakteur. Dabei erinnern die aktuellen Diskussionen an Debatten zwischen den Verfechtern des Freihandels und den Förderern protektionistischer Maßnahmen, wie sie durch die erste Globalisierung Ende des 19. Jahrhunderts und gerade auch im Zusammenhang mit der Krise in den 1930er Jahren entfacht wurden. "Über nationale Selbstgenügsamkeit", ein kaum zitierter - und noch seltener gelesener - Beitrag John Maynard Keynes, bietet in neuer Übersetzung einen Einblick in diese Diskussion.