"e;Weil in jeder Familiengeschichte alles Wichtige der Weltgeschichte steckt"e;, hat Miljenko Jergovic sich auf die Spuren seiner Familie begeben. Als seine Mutter, zu der er kein einfaches Verhaltnis hat, im Sterben liegt, reist er nach Sarajevo und bringt sie zum Erzahlen uber die Vorfahren. Dort, wo jede Strae ihn in die Vergangenheit seiner traumatisierten Heimat fuhrt, setzt er sich in einem schmerzlichen Prozess mit ihrem Erbe auseinander: Kinder des einstigen Habsburgerreichs, waren sie als Eisenbahner Zugereiste, und jeder Krieg stellte ihre Identitaten und Loyalitaten neu auf die Probe. Das Gefhl von Fremdheit ist dem groen europischen Erzhler Miljenko JergoviA geblieben, auch wenn er sich an den Konflikten der Gegenwart auf seine Weise reibt. Fakten mit Fiktion vermischend und in konzentrischen Kreisen erzhlend, zeigt er in diesem groen Weltentwurf, was das Leben in einem Vielvlkerstaat fr den Einzelnen bedeutet, vor allem wenn er nicht zur Mehrheit gehrt, sondern zu den "e;Anderen"e;.
Miljenko Jergovic, geboren 1966 in Sarajevo, lebt in Zagreb. Er arbeitet als Schriftsteller und politischer Kolumnist und ist einer der großen europäischen Gegenwartsautoren. Seine Bücher sind in zahlreiche Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet worden, zuletzt (gemeinsam mit seiner deutschen Übersetzerin Brigitte Döbert) mit dem Georg-Dehio-Buchpreis 2018. Der Österreichische Buchhandel verleiht ihm am 20. November 2022 den Ehrenpreis.
Brigitte Döbert, geboren 1959, lebt in Berlin. Sie überträgt seit über zwanzig Jahren Belletristik, darunter "Die Tutoren" von Bora Cosic und das Werk von Miljenko Jergovic, aus verschiedenen exjugoslawischen Staaten ins Deutsche und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW (2016) sowie dem Preis der Leipziger Buchmesse (2016).