Mit Sicherheit kann man die Vergangenheit nicht ändern, aber man kann sie unter veränderten historischen Umständen neu deuten. Darin sieht Aleida Assmann, Friedenspreisträgerin, eine Chance für Gesellschaften, in denen dieselbe Geschichte von unterschiedlichen Gruppen in gegensätzlichen Narrativen erzählt wird. Das führt zu Spaltungen, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt untergraben. Denn solange unterschiedliche Narrative einander unversöhnlich gegenüberstehen, ist nicht nur die Möglichkeit sozialer Anerkennung und politischer Gleichberechtigung blockiert, sondern auch die Perspektive auf eine gemeinsame Zukunft versperrt.
Aleida Assmann ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin. Sie studierte Anglistik und Ägyptologie an den Universitäten Heidelberg und Tübingen und war von 1993 bis 2014 Professorin für Englische und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Gastprofessuren führten sie u.a. an die Universitäten Princeton, Yale, Chicago und Wien. Zusammen mit ihrem Mann Jan Assmann hat sie im Themenfeld »Kulturelles Gedächtnis« geforscht. Dafür wurde das Paar mit dem Balzan-Preis 2017 und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2018 ausgezeichnet.