In der aktuellen Fluchtlingsdebatte stellt sich immer dringlicher die Frage nach einem neuen Gesellschaftsvertrag. Dabei sind insbesondere drei Aspekte zu berucksichtigen: erstens die politische Durchsetzung von Menschenrechten als eine moderne Errungenschaft der Geschichte; zweitens die soziale Unterfutterung dieses rechtlichen Schutzes durch uralte kulturelle Werte wie Empathie und Solidaritat, und drittens ein Kanon von Regeln des fairen und respektvollen Zusammenlebens unter Einheimischen und Zugewanderten. Fur diesen Kanon, der jenseits kultureller Differenzen als gemeinsame Verpflichtung anerkannt wird, schlagt Aleida Assmann den Begriff der "e;Menschenpflichten"e; vor, deren funftausendjahrige Geschichte sie rekonstruiert und fur die Gegenwart aktualisiert.
Aleida Assmann, geboren 1947, Studium der Anglistik und Ägyptologie in Heidelberg und Tübingen. 1977 Promotion, 1992 Habilitation, 1993 Berufung auf den Lehrstuhl für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Zahlreiche Fellowships und Gastprofessuren. In der Reihe Wiener Vorlesungen erschien "Generationsidentitäten und Vorurteilsstrukturen in der deutschen Erinnerungsliteratur" (2006) sowie "Auf dem Weg zu einer europäischen Gedächtniskultur?" (2012). 2018 erschien "Menschenrechte und Menschenpflichten. Auf der Suche nach einem neuen Gesellschaftsvertrag." Aleida Assmann wurde gemeinsam mit Jan Assmann mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels 2018 ausgezeichnet.