Kognitive Leistungen gelten nach Auffassung vieler Neurowissenschaftler dann als erklärt, wenn gezeigt werden kann, wie der "Gegenstand" dieser Leistung - ein "Merkmal", ein Ding oder eine Szene - in Form neuronaler Aktivität "repräsentiert" oder "codiert" wird. Die Erforschung der funktionellen Architektur derjenigen Areale des Gehirns, die man für das Wahrnehmen und Erkennen verantwortlich macht, besteht dementsprechend wesentlich in der Suche nach "Reizkorrelation" in der Aktivität von Nervenzellen und Nervenzellpopulationen. In den letzten Jahren wurden Zweifel immer offensichtlicher, ob dieses "repräsentationistische Forschungsprogramm" der Funktionsweise des Gehirns angemessen ist. In den Beiträgen dieses Sammelbandes stellen Neurowissenschaftler und Philosophen die Erfolge dieses Forschungsprogramms dar, kritisieren das Programm und seine Erklärungsansprüche aus verschiedenen Blickwinkeln und erarbeiten alternative Perspektiven für eine kognitive Neurobiologie.
Neuronale Repräsentationen.- Vernetzungen und Verortungen - Bemerkungen zur Geschichte des Konzepts neuronaler Repräsentation.- Sprache als neurale Repräsentation?.- Funktionsbestimmung ohne Funktionalismus in der Kognitionswissenschaft.- Epistemologische und methodologische Fragen an den traditionellen Repräsentationsbegriff in der klassischen Cognitive Science.- Das Ding als Wahrnehmung und seine "Aufhebung" in der Handlung.- Repräsentation und Bedeutung in der Sicht eines nicht-reduktionistischen Physikalismus.- Interne Repräsentationen - Über die "Welt" generierungseigenschaften des Nervengewebes. Prolegomena zu einer Neurosemantik.- Hinter den Spiegeln des Repräsentationismus.
Dr. phil. Axel Ziemke ist Dozent am Graduiertenkolleg der Uni Bochum. Prof. Dr. Olaf Breidbach ist Professor für Wissenschaftsgeschichte an der Uni Jena.