Facharbeit (Schule) aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Pädagogik - Pädagogische Psychologie, Note: 1, , Sprache: Deutsch, Abstract: Die Zeiten von Ruten und Rohrstöcken in der öffentlichen Erziehung sind vorbei, seit die "schwarze Pädagogik" u.a. durch das aufklärende Wirken von Reformpädagogen gesellschaftlich nicht mehr toleriert wird. Es gibt aber neben der physischen eine seelisch noch tiefer wirkende Form von Gewalt, die psychische.
Psychische Gewalt kennt viele Formen, darunter sehr diffuse, die im täglichen Umgang unbewusst oder bewusst angewandt und gesellschaftlich noch immer toleriert oder sogar akzeptiert werden.
Auch in der beruflichen Erziehung beobachte ich, dass Kinder in ihrer Meinungsäußerung behindert, mit für sie nicht nachvollziehbaren Verboten konfrontiert, mit ironischen oder gar zynischen Sprachformen verwirrt, in ihrer Persönlichkeit nicht ernst genommen, emotional unterdrückt, vorschnell beurteilt, etikettiert oder ignoriert werden. Noch immer werden Kinder unbegründet in ihrem Bewegungsdrang eingeschränkt, bekommen auf ehrliche Fragen oberflächliche oder abweisende Antworten, werden mit Drohungen diszipliniert oder mit Metaphern wie "gut" und "böse" im Geiste überalterter Klischees erzogen, die den Blick auf die Persönlichkeit des Kindes verstellen.
Die Bedeutung eines einfühlsamen und behutsamen Umganges mit Kindern ist auch beruflich Erziehenden nicht jederzeit bewusst. Kinder, gleich welcher Entwicklungsstufe, sind psychisch sehr leicht verwundbar. Vor allem, wenn seelische Verletzungen schon während pränataler und frühkindlicher Phasen auftraten, können diese im Bereich der beruflichen Erziehung verstärkt werden. Oft werden Wut, Hass und - nicht zu unterschätzen - Formen von Selbsthass genährt, die u.a. Autoaggression bewirken, werden Ohnmacht und Minderwertigkeitsgefühle erzeugt. Daraus resultieren Verhaltensauffälligkeiten, mitunter sogar pathologisch nachweisbare neurotische und psychotische Störungen sowie körperliche Krankheitssymptome psychosomatischer Natur, die sich oft bis ins Erwachsenenalter fortsetzen.
Dabei ist oft nicht klar zu definieren, ob und wo die Grenze zu psychischer Gewalt überschritten wird. Deshalb möchte ich es ohne Verwendung dieses Begriffes so formulieren: Ziel ist, Übergriffe auf die Autonomie des Kindes bzw. Grenzübertretungen des "Seelenschutzes" darzustellen.
In kursiver Schrift sind jeweils Beispiele formuliert, welches Verhalten ich nach meinem Erkenntnisstand der jeweiligen Situation für angemessen, dem Kind zugewandt und lösungsorientiert halte.
Axel Stein