Geschlecht und Moral hängen unmittelbar miteinander zusammen. Sie lassen sich nicht ohne einander denken: Auf der einen Seite die dem Geschlechterbegriff zugeschriebenen Rollenbilder, resultierend aus psychischen wie physiologischen Erwartungshaltungen und aus konventionellen - teils klischeehaften - Vorstellungen der entsprechenden Zeit, auf der anderen Seite die Moral, die sich insbesondere im 18. Jahrhundert als ein Konstrukt von Tugend und Laster in paradigmatischer Weise definieren lässt. In dem vorliegenden Text soll primär die Konstruktion von Weiblichkeit in Lessings bürgerlichem Trauerspiel in den Blickpunkt geraten.