Dieser Sammelband geht aus sprach-, literatur- und kulturwissenschaftlicher Perspektive der Frage nach, wie (politische) Begriffe in der ehemaligen DDR konstituiert wurden. AutorInnen aus Deutschland, Frankreich und Griechenland untersuchen Texte aus den Bereichen Presse, Literatur und Politik sowie Propaganda-Plakate und decken dabei bestimmte Vertextungsstrategien auf, die einen Einblick in die DDR-spezifische Diskurswelt gewähren. Eine besondere Aufmerksamkeit liegt auf intertextuellen bzw. interdiskursiven Bezügen und auf der mehr oder weniger expliziten, aber fast immer vorhandenen Integration des öffentlichen Diskurses in andere, nicht offizielle Diskurskonfigurationen. Das Buch ist somit für alle DDR-Interessierte von großem Interesse.
Stéphanie Benoist und Laurent Gautier lehren deutsche Linguistik an der Université de Bourgogne in Dijon. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Semantik und Diskursanalyse sowie Fachsprachenforschung, Phraseologie und Terminologie.
Marie-Geneviève Gerrer ist Dozentin für deutsche Literaturwissenschaft an derselben Universität und auf die Literatur der ehemaligen DDR spezialisiert.
Inhalt: Stéphanie Benoist/Laurent Gautier/Marie-Geneviève Gerrer: DDR-Sprache und öffentlicher Diskurs - eine Einleitung - Heidrun Kämper: Die Konstruktion von Unschuld in der frühen Nachkriegszeit - zum Schulddiskurs in der DDR - Ulla Fix: Entdifferenzierung und Ritualisierung von Textsorten im öffentlichen Sprachgebrauch der DDR - das Beispiel Pressetexte - Gunhild Samson: «Wie kann man da noch Vertrauen haben zu unserem Staat?» - Akzeptanz und Widerspruch in Eingaben - Anne-Laure Daux: Die ostdeutsche Nachwendeliteratur und die Ost-N-Komposita im Ost-West-Diskurs oder: Wie kann die ostdeutsche Auffassung der Wirklichkeit verbreitet werden - Sophie Lorrain: Das politische Plakat in der DDR - Stéphanie Benoist/Laurent Gautier/Marie-Geneviève Gerrer: Diskursives Ideal und Wirklichkeit - erzählerisches Baukastenspiel in Stefan Heyms Die Architekten - Eleni Georgopoulou: «Benannt, gebannt.» - Zum Verhältnis von Krankheit, Bewusstwerdung und Sprache in Christa Wolfs Erzählung Leibhaftig.