Durch die Auslandseinsätze der Bundeswehr ist der Soldatentod wieder in der Diskussion. Erstmals stellt Alexandra Kaiser hier die Geschichte des Volkstrauertages dar, der vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge 1922 als Gedenktag für die im Ersten Weltkrieg gestorbenen Soldaten eingeführt wurde. Im Nationalsozialismus wurde er zum "Heldengedenktag ", in der Bundesrepublik zum "Gedenktag für alle Opfer von Krieg und Gewalt". Der Volkstrauertag mit seinen sich wandelnden Inszenierungen und Bedeutungen erweist sich als Brennspiegel der deutschen Erinnerungskultur im 20. und 21. Jahrhundert.
Inhalt
I. Einleitung 9
II. Kriegstotengedenken in der Weimarer Republik 24
1. Gefallenengedenken nach Plänen von Reichskunstwart Edwin Redslob 27
2. Die Gedenkfeier der Regierung am 3. August 1924 31
III.Die Einführung des Volkstrauertags 43
1. Die Gründung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge 45
2. Der gescheiterte Reichstrauertag am 6. März 1921 49
3. Die Aktivitäten der Münchner Ortsgruppe des Volksbundes 52
4. Grundlinien des zukünftigen Trauertages 54
5. Die revanchistische Sinngebung des Volkstrauertags 58
6. Die Symbolik des Termins 63
7. Heldenehrungen im Reichstag: Die zentralen Feierstunden des Volksbundes 74
8. Das Lied vom guten Kameraden - Metapher der Volksbundideologie 82
IV. Konkurrierende Konzepte des Kriegstotengedenkens 90
1. Stuttgart 92
2. München 111
3. Hannover 136
V. Die "Einwurzelung" des Rituals: Der Volkstrauertag ab 1925 146
1. Gedenkfeiern der VDK-Ortsgruppen 148
2. Feierstunden und Kranzniederlegungen 152
3. Exkurs: Der Kranz als Symbol der Totenehrung 154
4. Die Formung des Volkstrauertagsrituals durch den Volksbund 159
5. Der Volkstrauertag im Radio 166
6. Der Gedenktag am Ende der Weimarer Republik 171
VI. Der Heldengedenktag in der NS-Zeit 176
1. Vom Volkstrauertag zum Heldengedenktag 178
2. Der Staatsakt in Berlin 186
3. Der Staatsakt als Medienereignis 193
4. Die "stille Kranzniederlegung" des Führers: Zur Genese einer symbolischen Geste 198
VII. Öffentliches Totengedenken in Deutschland nach 1945 210
1. Der Gedenktag für die Opfer des Faschismus (OdF-Tag) 213
2. Die Nationalen Gedenktage des Deutschen Volkes (1950-1952) 219
VIII. Die Wiedereinführung des Volkstrauertags 226
1. "Zurück zum alten Volkstrauertag" - Die Agitation des Volksbundes 228
2. Die Einigung auf einen bundesweiten Termin 233
IX. Versuche zur Neugestaltung der zentralen Feierstunde 246
1. Die Tagungen in Arnoldshain und Stromberg (1955-1957) 247
2. Die Aufführung "Der Andere" (1959) 253
3. "Fast [ein] Staatsakt" - Versuche der Einflussnahme seitens der Bundesregierung 258
4.Verhärtungen des Rituals 264
X. Vom Heldengedenktag zum "Gedenktag für alle Opfer von Krieg und Gewalt"? 268
1. Die Einführung der gesprochenen "Totenehrung" 270
2. Den "Opfern von Krieg und Gewalt(herrschaft)" - Das bundesrepublikanische Modell des Gedenkens 280
3. Die Sinngebung des Sinnlosen: Gefallenengedenken im Volkstrauertag 291
XI. Soldaten und andere Opfer 297
1. Feierstunde und Kranzniederlegung (nach 1945) 298
2. Die "stille Kranzniederlegung" - Formkonstanz und Bedeutungswandel 310
3. Der Volkstrauertag im Fernsehen 313
4. Der Volkstrauertag auf der lokalen Ebene nach 1945 322
XII. Der Volkstrauertag nach der Wiedervereinigung 354
1. Neue Horizonte der Volksbundarbeit 355
2. Volkstrauertag und Neue Wache 358
3. Der Volkstrauertag und der "Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus" am 27. Januar 368
4. Erinnerungsumbrüche im Spiegel einer Geste: Die Kranzniederlegung in der Neuen Wache 375
5. Exkurs: Rückkehr der "Helden"? - Das Gedenken an die getöteten Bundeswehrsoldaten 386
6. Die Re-Heroisierung des Volkstrauertags 394
XIII. Resümee: Die Macht des Rituals 404
Quellen und Literatur 410
Personen- und Sachregister 453
Dank 462
Alexandra Kaiser, Dr. rer. soc., ist wissenschaftliche Volontärin im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.