Der Lehrer Simrock spürt wenige Tage nach seinem sechsunddreißigsten Geburtstag zum ersten Mal in seinem Leben sein Herz. Mit dieser Andeutung des Schmerzes beginnen für ihn schlaflose Tage, beginnt er, am Inhalt seines Lebens zu zweifeln: was festgefügt und unveränderbar schien, drängt auf ihn ein. Die Rollen sind verteilt und eingeübt, in seiner Ehe, die ihren alltäglichen Gang geht, in der Schule, wo er, der Vermittelnde, an die Kinder weitergibt, was von anderen entschieden und beschlossen wird. Niemand fragt nach seiner Zustimmung.
Jurek Becker wurde am 30. September 1937 in Lodz/Polen geboren und starb am 14. März 1997 in Sieseby/Schleswig-Holstein. Von 1939 bis 1945 wuchs Becker im Ghetto in Lodz auf und wurde später in den Konzentrationslagern Ravensbrück und Sachsenhausen inhaftiert. 1945 siedelte er in den Ostteil Berlins über, wo er von 1957 bis 1960 Philosophie an der Humboldt-Universität studierte. 1960 wurde Becker aus politischen Gründen vom Studium ausgeschlossen und ging an die Filmhochschule Babelsberg. Becker ist Autor zahlreicher Drehbücher. 1969 wurde sein erster Roman veröffentlicht - Jakob der Lügner wurde weltbekannt. Jurek Beckers Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Adolf-Grimme-Preis in Gold und dem Bundesverdienstkreuz.