Jens-Christian Rabe, geboren 1977, studierte Politische Philosophie, Soziologie und Literaturwissenschaft in München. Seit 2007 ist er Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung, wo er unter anderem über Bücher und popkulturelle Phänomene aller Art schreibt.
Satire ist zur einflussreichsten Kunst unserer Zeit geworden. Ausverkaufte Hallen, Netflix produziert Comedy-Specials wie am Fließband - die Branche boomt. Die vermeintlichen Hofnarren werden zu gar nicht mehr so heimlichen Co-Herrschern. Komiker gehen in die Politik oder prägen wie Jan Böhmermann oder Jon Stewart die öffentlichen Debatten. Gleichzeitig wechselt ein Teil der Szene das politische Vorzeichen. Während man Kabarett früher fast ausschließlich mit linksliberaler Machtkritik verband, gibt es nun Starsatiriker wie Dieter Nuhr oder Lisa Eckhart, die vielen als rechts gelten. Populisten wie Donald Trump oder der argentinische Präsident Javier Milei wiederum peitschen mit grotesken Übertreibungen ihre Anhänger auf. War der Tabubruch nicht einmal das Markenzeichen linker Kunst? Bringen liberalere Zeiten automatisch regressivere Formen der Provokation hervor?
Im Mikrokosmos von Satire, Kabarett und Comedy spiegeln sich zentrale Phänomene unserer Zeit. Jens-Christian Rabe tritt an, um die damit verbundenen Rätsel zu entwirren und zu zeigen, warum der Aufstieg der Comedy mehr über Glanz und Elend unserer Gegenwart erzählt, als wir ahnen - und als uns lieb sein dürfte.