In Carson McCullers' Erzählungen wimmelt es von Sonderlingen und rätselhaften Begebenheiten. Da gibt es zum Beispiel zwei Jungs, die nie einen Teppich überqueren, oder einen Hund, der rückwärts trippelt. Am befremdlichsten jedoch ist die exzentrische Madame Zilensky, die neue Professorin für Musik am Ryder College: Als Komponistin und Pädagogin hat sie zwar einen hervorragenden Ruf, doch warum erzählt sie den ganzen Tag Lügenmärchen? Und was hat es mit dem König von Finnland auf sich, den sie immer wieder erwähnt? >Madame Zilensky und der König von Finnland< ist eine der schönsten Künstlernovellen der Weltliteratur, >Ein Baum, ein Felsen, eine Wolke< eine der rührendsten Liebesgeschichten. Darin stellt ein alter verwahrloster Mann eine abstruse Theorie der Liebe auf, die er in einer magischen Nacht einem Zeitungsjungen in einem leeren Café erzählt. In Carson McCullers' Erzählungen finden sich Juwelen, die auch heute noch hell strahlen - im Schein von McCullers' unnachahmlicher Poesie und ihrer dem Weltschmerz abgerungenen Lebensbejahung.
Carson McCullers, geboren 1917 in Columbus (Georgia), wollte eigentlich Pianistin werden. Mit 500 Dollar fuhr sie mit achtzehn alleine nach New York, um an der renommierten Juilliard-Musikschule zu studieren. Das Geld verschwand auf mysteriöse Weise, doch sie blieb in New York, arbeitete als Sekretärin, Kellnerin, Barpianistin und beschloss, Schriftstellerin zu werden. Mit 23 erlitt sie den ersten von drei Schlaganfällen, ihr Leben wurde bestimmt durch die Krankheit, der sie ihr Werk abrang, und durch Einsamkeit, besonders nach dem Suizid ihres Mannes 1953. Carson McCullers starb 1967 in Nyack (New York).