Der Kommentar des Raschi (R. Schlomo ben Yitzchaq, Troyes 1040-1105) gehört zum jüdischen Core Curriculum und wird zusammen mit dem Hebräischen Bibeltext abgedruckt. Diese Arbeit untersucht anhand ausgewählter Stellen die Zitationen der Hebräischen Bibel und der Masora, und die frühen handschriftlichen Versionen des Raschi-Kommentars. Zugleich führt die Arbeit in die mittelalterliche jüdische Bibelauslegung und die Lesarten der aschkenasischen Tradition der Hebräischen Bibel ein. So kann gezeigt werden, dass Raschi im 11. Jh. ein Hebräischer Text vorlag, der sich in bestimmten Lesarten, Details der Plene- und Defektiv-Schreibung und Teilen der Masora von dem heute rezipierten Bibeltext auf Grundlage des Codex Leningradensis (BHS) unterschied, und dass die aschkenasische Texttradition sukzessive durch die nach Westeuropa eindringende orientalische Texttradition und die tiberiensische Masora verdrängt worden ist. Damit ist das Buch eine Fundgrube für masoretisch und exegetisch interessierte Theologen, Judaisten und Mediävisten.
Kay Joe Petzold, Hochschule für Jüdische Studien, Heidelberg.