Zu den beliebtesten Bildthemen römischer Friessarkophage gehört der blutige Kampf zwischen Amazonen und Griechen. Anders als lange vermutet, ging es den Auftraggebern dieser Sarkophage nicht in erster Linie um den glorreichen Sieg der Griechen, sondern um das grausame Todesschicksal der schönen Kriegerinnen, das paradigmatisch auf den eigenen Trauerfall bezogen werden sollte. Die Studie zu den stadtrömischen Amazonensarkophagen macht das umfangreiche, zwischen 120 und 320 n. Chr. entstandene Bildcorpus erstmals als Quelle für die Diskussion wesentlicher Aspekte der Körpergeschichte, der Geschichte der Ästhetisierung von Gewalt und der Medialisierung von Affekten nutzbar. Die Analyse dieser Themenfelder gibt Aufschluss über einschneidende mentalitätsgeschichtliche Veränderungen im Umgang mit Trauer und Tod am Übergang von der Hohen Kaiserzeit zur Spätantike. Grundlage der Untersuchung bildet die Erörterung grundsätzlicher Fragen zu Verwendungsmodi und Aktualisierungsstrategien mythologischer Bilder in der römischen Sepulkralkunst. Dabei liegt der Fokus auf den deutlich ausgeprägten, in jüngeren Studien jedoch oft vernachlässigten narrativen Qualitäten der dramatischen Mythenbilder.
Christian Russenberger, Universität Zürich.