Mit Carmina mi nora legt Jani Oswald, einer der bemerkenswertesten zeitgenössischen slowenischen Dichter, die wohl durchdachte Weiterentwicklung seiner sprachlichen Experimente früherer Gedichte vor. Durch seinen ausgeprägten Sinn für sprühende Assoziationsketten, Language Crossing und überraschende Verfremdungen stellt er aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, scheinbar Erhabenes wie Profanes spielerisch bloß. Folklorismen und Nationalismen, egal welcher ethnischer Herkunft, werden dichterisch auseinandergenommen, Provinzialismen und Fremdenhass demaskiert. Dabei dekonstruiert Oswald seinen poetischen Raum bis zur scheinbaren Bedeutungslosigkeit und überlässt ihn einem besonderen Rhythmus und unverwechselbaren Sound. So entsteht letztlich eine neue, eigenständige poetische Kunstsprache, die uns zum Innehalten, Nachdenken, Protestieren, Trauern und Lachen verführt.