Von allen Lebensbildern, die Ludwig entwarf, unterscheidet sich dieses durch das fast völlige Fehlen von Zitaten . Die intimen Dokumente, Briefe, Gespräche, Memoiren, die er sonst nutzte, um einen Charakter durch sich selbst oder seine Freunde und Feinde zu erklären, hier fehlen sie vollkommen: die Liebesbriefe der Kleopatra, die meisten Privata des Antonius und Cäsar sind als Dokumente verloren; es existieren noch drei Sätze aus einem einzigen Briefe des Antonius. Aber das öffentliche Leben der Königin ist bis auf eine kurze unbekannte Epoche sicher überliefert, und auch das nur, weil die drei Römer in die Weltgeschichte gehören, um die sich ihr Leben gerankt hat. Und doch ergibt, was sich an Charakterzügen bei dem halben Dutzend antiker Autoren findet, die ihr rasch folgten, ein lebendiges Bild. Vor allem ist es Plutarch, Ludwigs Meister, dem er hier zum ersten Mal unmittelbar folgen kann. Im Anblick jener naiv-raffinierten Berichte der Alten erschienen Ludwig alle modernen Historiker entbehrlich. Denn wäre Plutarch auch nicht moderner als alle Analytiker unserer Zeit, so war er doch seinen Gestalten näher, und wenn er schreibt, sein Großvater habe sich noch vom Küchenchef des Antonius in Alexandria die Geheimnisse seiner Braten erzählen lassen, so ist dieser Bericht frischer als jede Polemik zwischen zwei Gelehrten von heute, deren einer dem anderen vorwirft, er habe dem Sueton zu viel geglaubt oder dem Appian zu wenig.