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Eigentlich hatten sie den Winter auf eigenen Planken in der Karibik verbringen wollen. Dann lesen sie über die Kap-Hoorn-Umrundung der Berliner Götz Schreiber und Hans-Joachim Pusch - und ein neuer Plan beginnt zu reifen. Doch nicht "die Hoorn" allein wird nun für das Ehepaar Wilts zur großen Herausforderung. Mit ihrer 15-Meter Stahlyacht FREYDIS und wechselnder Crew streben sie einem weiter gesteckten Ziel entgegen: der einsamen Gletscherwelt der Antarktis, in der noch nie eine deutsche Yacht segelte, mit weißen Flecken auf der Landkarte, die kein Mensch bisher vermessen hat.
Auf 65 Grad südlicher Breite macht die FREYDIS vor der Palmer-Station in der Bismarckstraße fest - der südlichste Punkt, der je von deutschen Seglern erreicht wurde. Heimwärts geht es durch die Kanäle Patagoniens, an der pazifischen Küste Südamerikas entlang zu den Galapagos-Inseln und durch den Panamakanal in die Karibik- in 325 Tagen rund 23.000 Seemeilen durch alle Klimazonen der Erde. Für ihre seglerische Leistung und die mustergültige Planung und Durchführung der Reise erhalten sie den Kronenkompass und den Trans-Ocean-Preis, die begehrtesten Trophäen der Blauwassersegler.
Hinter ihnen liegt ein einzigartiges Abenteuer: In den eisigen Schneestürmen der "Heulenden Sechziger" knicken schwere Brecher Bugkorb und Relingstützen. Segel fetzen aus den Lieken. Gebeutelt von den Williwaws, tückischen Fallböen auf den patagonischen Kanälen, geht das Schiff auf Drift. Während eines Landgangs trägt ein Schneemobil die Wilts in einem lebensgefährlichen Ritt über Abgründe und Gletscherspalten. Sie klettern im bröckelnden Bimsstein an der fast senkrechten Innenwand eines qualmenden Kraters empor. Im peruanischen Hafen Callao und auf dem Bahnhof der alten Inka-Metropole Cusco werden sie beraubt, vor der Küste Kolumbiens von Piraten bedroht.
Staunend erlebt die Crew der FREYDIS ursprüngliche Natur und Landschaft von grandioser Strenge, tosende Wasserfälle, dahinplätschernde Bäche milchig-grünen Gletscherwassers und gleißenden Firn unter dichten, blauschwarzen Wolkengebilden. Lautlos driften blauschimmernde, fast zerbrechlich wirkende Eiskolosse vorbei. Bizarre Eisformationen leuchten unwirklich pastellzart im Glanz der nächtlichen Sonne. Es ist die Welt der zutraulich-neugierigen Pinguine und röhrenden See-Elefanten. Nur spärlich hat hier der Mensch flüchtige Spuren hinterlassen.
Dies ist ein packendes, poetisches Buch über eine wagemutige Reise und die Leistung einer Mannschaft, die auch menschlich Bestand hatte.