Die Brüder sammelten auf Anregung der Romantiker Clemens Brentano, Achim von Arnim und Johann Friedrich Reichardt ursprünglich für deren Volksliedersammlung Des Knaben Wunderhorn ab 1806 Märchen aus ihrem Bekanntenkreis und aus literarischen Werken. Sie waren ursprünglich nicht nur für Kinder gedacht, sondern entstanden vor allem aus volkskundlichem Interesse und erhielten entsprechende märchenkundliche Kommentare. Wilhelm Grimms sprachliche Überarbeitungen schufen daraus einen Buchmärchenstil, der bis heute das Bild von Märchen prägt. Clemens Brentano erhielt auf der Suche nach volkstümlichen Liedern für die Sammlung Des Knaben Wunderhorn über Friedrich Carl von Savigny Kontakt zu dessen ehemaligem Studenten Jacob Grimm, der in der Kasseler Bibliothek arbeitete. So kamen die Brüder Grimm ab 1806 dazu, für ihn Lieder und bald auch Märchen zunächst aus literarischen Werken zu exzerpieren. Als musterhaft präsentierte Brentano ihnen seine Redaktionen Von dem Mäuschen, Vögelchen und der Bratwurst und Von dem Tode des Hühnchens sowie Runges Märchen Vom Fischer und seiner Frau und Vom Wacholderbaum. Weiterhin empfahl er als Gewährsleute mündlicher Erzähltradition Friederike Mannel sowie die Geschwister Hassenpflug, Wild und Ramus. Sein Vorschlag, Erzählungen einer alten Frau im Elisabeth-Hospital in Marburg abzuhören, blieb unberücksichtigt. Solche Feldforschung war höchst selten und auch eigene Kindheitserinnerungen der Brüder Grimm spielten keine Rolle. [Wikipedia]
Jacob Grimm (1785-1863) gilt als Begründer der deutschen Philologie und Altertumswissenschaft. Ab 1798 besuchte er mit seinem Bruder Wilhelm das Friedrichsgymnasium in Kassel. Ab 1802 studierte er an der Universität Marburg bei Friedrich Carl von Savigny Jura. Nach dem Tod der Mutter 1808 mußte Jacob Grimm die Familie ernähren. Er wurde Bibliothekar Jérôme Bonapartes, des Königs von Westphalen, und wurde im Februar 1809 außerdem zum Beisitzer im Staatsrat ernannt. Die Muße, die ihm die amtlichen Geschäfte ließen, verwendete er auf das Studium der altdeutschen Poesie und Sprache. Seit 1806 hatte er gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm sowie dem Kreis um seinen Freund Werner von Haxthausen Märchen gesammelt, die nun bearbeitet und herausgegeben wurden. Nach der Wiederherstellung des Kurfürstentums Hessen verlor Grimm seine Stelle als Privatbibliothekar des Königs Jérôme, wurde jedoch in den diplomatischen Dienst des zurückgekehrten Kurfürsten übernommen. 1814/15 war er kurhessischer Legationssekretär beim Wiener Kongress. Kurzzeitig verhandelte er in Paris über die Rückführung geraubter Kunstschätze nach Hessen und Preußen. In dieser Zeit begann er mit dem Studium der slawischen Sprachen. 1815 nahm er seinen Abschied als Diplomat, um sich der Literaturgeschichte und Sprachforschung zu widmen. Ein Jahr später wurde er Zweiter Bibliothekar an der Bibliothek zu Kassel (sein Bruder Wilhelm war 1814 dort Sekretär geworden). 1830 erhielt Jacob Grimm eine Professur an der Universität Göttingen. In den Jahren 1834-1837 hielt er dreimal eine Vorlesung über deutsche Literaturgeschichte. Im Dezember 1837 wurde Grimm als Mitverfasser des Protestes der »Göttinger Sieben« durch den König von Hannover seines Amtes enthoben und des Landes verwiesen. 1841 folgte er dem Ruf des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. nach Berlin und wurde Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.