Was sind Kapselschriften? Eine Bibliothek sammelt Bücher, aber auch kleine Schriften, ungebundene Hefte und zusammengefaltete Drucke, Plakate und Werbeschriften. Diese werden in eigenen Schachteln aufbewahrt, die gleich mehrere kleine Werke aufnehmen konnte, und bibliothekarisch "Kapseln" genannt werden. Was die "Beinahe-Bücher" darin gemeinsam haben, ist die kleine Form, das Fragile, Verletzliche. Einerseits sind es Traktate, Dissertationen, knappe Aufsätze, andererseits Veröffentlichungen über ungewöhnliche Vorkommnisse, Werbe- und Streitschriften, Aufrufe und politische Texte. In diesen Fällen erweist sich die Bibliothek nicht nur als Wissensspeicher, sondern als Kulturarchiv.
Eine Expedition bahnt sich ihren Weg. Die Ausstellung ist von Studierenden erarbeitet worden, zusammen mit Bibliotheksdirektor Ulrich Johannes Schneider, der zugleich am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig lehrt. Zwei Semester lang hat die Gruppe das nur Akademische eher umgangen, alles Lateinische links liegengelassen, dafür das Kuriose und Erstaunliche gesucht. Die Exponatbeschreibungen sind in gemeinsamer Redaktion immer wieder durchgesprochen worden, um dem Publikum die beste Orientierung zu geben. Mit dieser Ausstellung ist die Expedition nicht abgeschlossen; zehntausende Schriften warten weiterhin auf neugierige Augen von heute.
Der Katalog, gestaltet von Stefan Gunnesch, macht das Suchen und Finden selbst zum Erlebnis: Er ist als eigene Kapsel gestaltet und gruppiert die unterschiedlichen Funde des Ausstellungsteams in verschiedenformatigen Heften.