Er überwand seine Scheu vor der offenen Tür, erstieg die Holzleiter und fand Eva ohnmächtig am Boden liegen. Er kniete neben ihr nieder und schob seine Hand unter ihren Kopf, mit dem sie ziemlich hart aufgeschlagen sein mußte. Erst jetzt wagte er einen scheuen Blick in das Innere des Turmes. Von oben fiel ein kreisrunder Lichtkegel auf den steinigen Boden. Neben einem menschlichen Skelett lag dort eine Geige, deren Holz noch immer von einem matten braunen Glanz überzogen war und deren Saiten sich straff spannten, als wäre sie gerade frisch gestimmt worden. Es dämmerte bereits. Das machte die Nebelfetzen, die schon wieder um den offenen Turm flatterten, noch gespenstischer. Eva hielt für eine Weile in der Arbeit inne und sah beklommen hinauf zum Schloß Hassloh. Die dunklen Vögel, die um den zweiten Turm kreisten, der sich schlank und hübsch mit seinem spitzen Dach in den Abendhimmel erhob, nahmen ihr die Angst auch nicht. Sicher waren es nur friedliche, harmlose Tauben, die ihren Abendreigen tanzten, aber im schwachen Licht des scheidenden Tages wurden sie zu unheilverkündenden Krähen, die wie Wachhunde des Himmels darüber bestimmten, wer sich dem Schloß nähern durfte und wer nicht.