Bekanntlich steigt niemand zwei Mal in den selben Fluss. Das klingt einfach, aber es ist alles andere als trivial. Für unsere festen Begriffe, in denen wir die Welt zu fassen versuchen, ist es schwerer zu begreifen als man denkt. Nirgends ist es aber so wahr wie im Film. Für das bewegte Bild ist der Wandel eine Grundvoraussetzung. Jedes Bild des Films muss unweigerlich verschwinden, wird durch ein anderes ersetzt - und kehrt nie wieder, nicht im selben Film. Das geschieht 24 Mal in der Sekunde. Unausgesetzter Wandel, Bewegung, immerwährende Veränderung sind deshalb Domänen des Films. Was immer der Film wahrnimmt, er nimmt es als Wandel wahr, weil er nicht anders kann. Filme in feste Formen zu pressen und an das Gleichbleibende zu binden, an Standards und Stereotypie, legt dieses Potential stets still. Das muss aber nicht sein. Die Großen des Films, Regisseure wie Vertov, Stroheim, Renoir, Welles, Rossellini und Godard hat dieses Potential immer fasziniert, und sie haben es in ihren Filmen freigesetzt, entfaltet und erforscht. Sie haben den Wandel mit der Kamera und am Schneidetisch analysiert und modelliert. Sie haben ihn in flüssige Formen gebracht, die ihn sichtbar und hörbar machen und die sich dabei selbst immerfort wandeln. Ihre Filme können deshalb als eine Enzyklopädie der Bilder des Wandels gelesen werden.
Der Mann mit der Kamera;
Die Spielregel;
Stromboli;
Die lustige Witwe;
Citizen Kane;
Pierrot le fou - Elf Uhr nachts