Frederick Lovel könnte, nachdem er Cecilia Baker geheiratet hat, die ihm zwei Kinder schenkt, eigentlich ein behagliches Leben in ansehnlichem Wohlstand auf seinem Landsitz Shrublands unweit Londons führen, und das, obwohl seine Frau nach nur acht Jahren Ehe stirbt - war sie doch nicht eben das, was man gemeinhin eine liebenswürdige Person nennt. Doch der arme Witwer gehört nicht zu den willensstärksten Menschen und vermag sich weder seiner Mutter, noch seiner Schwiegermutter Lady Baker zu widersetzen, die nicht nur fortwährend sein Heim belagern, sondern auch in ständigem Zwist miteinander liegen, an allem etwas auszusetzen finden und abwechselnd die beiden Kinder des Hauses verziehen, die folglich zu regelrechten Satansbraten zu werden drohen. Als Lovel in der Hoffnung auf ein wenig häuslichen Frieden die junge Elizabeth Prior als Gouvernante für die Kinder ins Haus holt, gestalten sich die Dinge allerdings erst recht turbulent, denn die Erzieherin mag nicht das hübscheste Wesen sein, das man sich denken kann, doch ihre Anwesenheit bleibt auf die männlichen Bewohner und Gäste des Hauses nicht ohne Wirkung.
Der für seine beißende Satire gefeierte Thackeray, dessen Gesellschaftsportrait "Jahrmarkt der Eitelkeiten" 2015 von einer Fachjury zu einem der bedeutendsten britischen Romane gekürt wurde, zeigt auch in Lovel der Witwer "dieselbe Charakterzeichnung, dieselbe Einsicht in Motivationen, dieselbe Unduldsamkeit gegenüber Heuchelei und Pharisäismus, die gleiche Zärtlichkeit gegenüber dem Einfachen und Schwachen, die Thackerays umfangreichere Werke kennzeichnen." (The Library of the World's Best Literature, 1915.)