Anna Hetzer, geboren 1986, lebt seither in Berlin. Ihre Lyrik wurde in Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht, sowie Songtexte im Rundfunk. Als Monographien erschienen Zwischen den prasselnden Punkten (Verlagshaus Berlin, 2016) und Stempelkissenbuch (SuKuLTuR, 2017). Sie war Stipendiatin der Villa Decius in Krakau (2017), sowie Finalistin beim Lyrikpreis Meran (2018) und beim Ulla-Hahn-Preis (2018). Mit dem Lyrikkollektiv G13 erkundet sie Formen des kollektiven Schreibens; darüber hinaus arbeitet sie regelmäßig mit Künstler_innen der Neuen Musik, der Gebärdensprachkunst oder der bildenden Kunst.
In Kippbilder erschließt Anna Hetzer sich Geschichten, Orte, Sprachen, Waren. In ihren Gedichten werden sie doppelbödig, zu Kippbildern ihrer selbst: Am Märchenbrunnen treffen die Gebrüder Grimm und Panzerfäuste aufeinander, ein dorf aus kulissen wird zum kontrollpunkt, die Die Muttersprache wird zum Zungenbrecher, die ausschließt und verrät. Doch Hetzers Gedichte kippen auch zwischen Konkretem und Abstraktem: Standbilder wackeln, wenn ihre Historie befragt wird, Nationalismus tritt an die Oberfläche, wenn Akzente von Herkunft erzählen: sagt jemand pollen statt polen / bleibt das land / auch jenseits vom sprachzaun / im mund. Auch Brücken - Symbol der Verbindung - werden ambivalent, zu Orten, wo Grenzen spürbar werden und gleichzeitig verwischen: nicht zu wissen wo genau die grenze glattgestrichen ist. Im Prisma ihrer Texte zerfällt "große Geschichte" in konkrete Bilder, die sich mit jeder Zeile neu zusammensetzen.