Schuld und Sühne in einer großartigen Erzählung von Franz Werfel aus dem Jahr 1941.
Veras Geständnis "Ich hätte den Brief gar nicht schreiben dürfen" kommt zu spät. Leonidas hat bereits gehandelt.
Die Erzählung "Eine blassblaue Frauenschrift" bildet die Grundlage für Axel Cortis Fernsehfilm von 1984, der mehrfache Auszeichnungen erhielt.
Leonidas, der Sohn eines armen Gymnasiallehrers, ist durch die Heirat mit der bildhübschen Millionenerbin Amelie in die höchsten Kreise der Wiener Gesellschaft aufgestiegen. Mittlerweile gehört der 50-Jährige zur politischen Elite des Landes.
An seinem Geburtstag erhält er einen Brief, geschrieben in einer blassblauen Frauenschrift. Es ist ein Brief von Vera, der Liebe seines Lebens. Sie schreibt, dass sie sich in Wien aufhält und dass ein "begabter junger Mann", allem Anschein nach sein Sohn, in Deutschland 1936 nicht mehr das Gymnasium besuchen könne. Sie bittet ihn um Hilfe.
Franz Werfel (1890-1945) wurde in Prag als Sohn des wohlhabenden Handschuhfabrikanten Rudolf Werfel und dessen Frau Albine, geb. Kussi, geboren. Neben der jüdischen Familientradition prägte auch die katholische Frömmigkeit seiner tschechischen Kinderfrau den jungen Franz Werfel. Schon während seiner Schulzeit veröffentlichte er Gedichte.
Werfel stand in Verbindung mit den Literaten des Prager Kreises. Freundschaftlich verbunden war er jahrelang mit den Schriftstellern Willy Haas, Max Brod und Franz Kafka sowie dem Schauspieler Ernst Deutsch und dem Literaturagenten Ernst Polak, seinem ehemaligen Mitschüler. 1929 heiratete Franz Werfel Alma Mahler, 1938 emigrierten sie nach Südfrankreich und 1940 in die USA, wo Werfel 1945 starb.