geb. 4. Sept. 1906 in Wien als Tochter der Journalistin und Frauenrechtlerin Berta "Maria" Schütz und des Arztes Wolfgang Joseph Pauli, der aus einer jüdischen Prager Verleger-Familie stammte. Ihr Bruder war der Physik-Nobelpreisträger Wolfgang Pauli. 1927 bis 1933 spielte Pauli unter Max Reinhardt in Berlin. Sie war u. a. mit Walter Mehring und Ödön von Horváth befreundet. 1933 bis 1938 wirkte sie in Wien als Herausgeberin im Rahmen der Österreichischen Korrespondenz und veröffentlichte biografische Romane (Toni, ein Frauenleben für Ferdinand Raimund, Nur eine Frau. Bertha von Suttner). Sie emigrierte nach dem "Anschluss" Österreichs nach Frankreich. In Paris gehörte sie zum Bekanntenkreis Joseph Roths und machte Bekanntschaft mit dem amerikanischen Journalisten Eric Sevareid. Über Marseille, Pyrenäen und Lissabon gelangte sie 1940 durch die Vermittlung eines Visums durch das Emergency Rescue Committee in die USA, wo sie vor allem als Jugendbuchautorin bekannt wurde. Pauli starb 1973 in Long Island, New York.
Irene, 15, hat das KZ überlebt, sie kommt zurück in die Stadt und muss bald feststellen, dass sich an Hass und Misstrauen seitens der Bevölkerung nichts geändert hat. Niemand will von ihrer Vergangenheit wissen, man betrauert den verlorenen Krieg, fühlt sich vom
Führer betrogen. Auch von Irene wird erwartet zu schweigen.
Einer der besten Romane zur psychologischen Situation nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes in Österreich.
Nach der Befreiung aus dem KZ befreundet sich Irene im amerikanischen Lazarett mit Michael, einem ehemaligen Hitlerjungen, der ihr von der "Wolfsbande", erzählt; seine
Schilderungen von Kameradschaft und Zusammengehörigkeit faszinieren sie. Irenes Problem ist ihre Ortlosigkeit. Für sie und ihre Erlebnisse ist nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes kein Platz.
In der kleinen Pension ihrer Tante findet Irene als kostenloses Hausmädchen eine lieblose Unterkunft und wird ab sofort mit dem ungehemmten Fortleben der NS-Ideologie konfrontiert. In diesem Ambiente, wo keiner dem anderen traut, ist Irenes Lager-Vergangenheit die eigentliche Schande, die es zu verbergen gilt. Ebenso naheliegend ist es, dass die kriminellen Umtriebe einer übrig gebliebenen HJ-Gruppe unter der Schlagzeile "Missbrauchte Pfadfinderideale" Platz finden. Es ist genau jene Gruppe, der Michael angehört - und auch der junge Toni, in den sich Irene nach einigen geheimen Treffen verliebt hat. Toni will aussteigen aus der verschwörerisch organisierten Gruppe, in der ein skrupelloser "Führer" ein autoritäres Kommando führt. Die beiden wollen fliehen.
Die Art und Weise, wie Hertha Pauli in diesem Roman die psychologischen Trennlinien zwischen den verschiedenen Motivationen und Standorten der jugendlichen und erwachsenen Akteure setzt, ist ein finaler Kommentar zum Umgang mit der NS-Vergangenheit, vorgelegt im Jahr 1959. Damals wurde es wurde mit Heinrich Bölls "Haus ohne Hüter" verglichen.