Leo Trotzki wurde 1879 als Sohn jüdischer Bauern in der Ukraine geboren und schloss sich als Student der marxistischen Bewegung an. Er spielte eine führende Rolle in den Revolutionen von 1905 und 1917. Nach der Oktoberrevolution baute er die Rote Armee auf. 1923 gründete er die Linke Opposition, die den Kampf gegen die bürokratische Entartung der Sowjetunion führte, und 1938 rief Trotzki die Vierte Internationale ins Leben. 1940 wurde er im mexikanischen Exil von einem stalinistischen Agenten ermordet.
Wenige Werke der politischen Literatur haben vor der Geschichte so glänzend bestanden wie Leo Trotzkis "Verratene Revolution". Mehr als siebzig Jahre nach ihrer Entstehung im Jahr 1936 ist diese Analyse der Sowjetunion noch immer unübertroffen. Sie sagt mehr über die Struktur und die Dynamik der sowjetischen Gesellschaft aus, als irgendein anderes Buch. Trotzki charakterisierte die Sowjetunion als eine "Übergangsgesellschaft", deren Charakter und Schicksal die Geschichte noch nicht entschieden habe, und betont die Notwendigkeit für die Arbeiterklasse, das stalinistische Regime zu stürzen, auf der Grundlage der Sowjetdemokratie wieder die Kontrolle über den Staat zu erlangen und die Sowjetgesellschaft in den Sozialismus zu führen.
Die Alternative sei nur die Gefahr eines katastrophalen Rückfalls in den Kapitalismus und damit der Vernichtung der UdSSR, wenn die Bürokratie an der Macht bliebe und im Interesse ihrer eigenen privilegierten Stellung weiterhin das kreative Potential der verstaatlichten Planung ersticke. Das Ende der Sowjetunion im Jahr 1990 und der anschließende soziale, politische und kulturelle Niedergang Russlands haben diese hypothetische Voraussage in erstaunlichem Maße bestätigt und bewahren Trotzkis Werk bis heute vor einem Verlust an Aktualität und Brisanz.
Die vorliegende Ausgabe enthält eine ausführliche Einleitung von David North, der die Ereignisse am Ende der Sowjetunion im Lichte von Trotzkis Analyse untersucht.
Einleitung
Aufgabe der vorliegenden Arbeit
1. Was ist erreicht?
Hauptmerkmale des industriellen Wachstums
Vergleichende Beurteilung des Erreichten
Pro Kopf der Bevölkerung
2. Die Wirtschaftsentwicklung und die Zickzackpolitik der Führung
'Kriegskommunismus', 'Neue Ökonomische Politik' (NÖP) und Kurs auf den Kulaken
Scharfe Wendung: 'Fünfjahresplan in vier Jahren' und 'restlose Kollektivierung'
3. Sozialismus und Staat
Das Übergangsregime
Programm und Wirklichkeit
Der doppelte Charakter des Arbeiterstaats
Die 'verallgemeinerte Not' und der Gendarm
'Vollständiger Sieg des Sozialismus' und 'Festigung der Diktatur'
4. Der Kampf um die Arbeitsproduktivität
Geld und Plan
'Sozialistische' Inflation
Rehabilitierung des Rubels
Die Stachanowbewegung
5. Der Sowjetthermidor
Warum hat Stalin gesiegt?
Die Entartung der bolschewistischen Partei
Soziale Wurzeln des Thermidors
6. Das Anwachsen der Ungleichheit und der sozialen Gegensätze
Not, Luxus, Spekulation
Die Differenzierung des Proletariats
Die sozialen Gegensätze im Kolchos
Die soziale Physiognomie der herrschenden Schicht
7. Familie, Jugend, Kultur
Der Thermidor in der Familie
Der Kampf gegen die Jugend
Nation und Kultur
8. Außenpolitik und Heer
Von der Weltrevolution zum Status quo
Der Völkerbund und die Komintern
Die Rote Armee und ihre Doktrin
Die Zertrümmerung der Miliz und die Wiederherstellung der Offiziersränge
Die UdSSR im Krieg
9. Was ist die UdSSR?
Die sozialen Verhältnisse in der UdSSR
Staatskapitalismus?
Ist die Bürokratie eine herrschende Klasse?
Die Geschichte hat die Frage des Charakters der UdSSR noch nicht entschieden
10. Die UdSSR im Spiegel der neuen Verfassung
Arbeit 'nach den Fähigkeiten' und Privateigentum
Sowjets und Demokratie
Demokratie und Partei
11. Wohin treibt die UdSSR?
Bonapartismus als Krisenregime
Der Kampf der Bürokratie gegen die 'Klassenfeinde'
Die Unvermeidlichkeit einer neuen Revolution
Anhang
1. 'Sozialismus in einem Land'
2. Die 'Freunde' der UdSSR
Zeittafel
Biografisches und historisches Glossar
Register