Nach dem Ende der Helvetischen Republik beauftragte der Kleine Rat von Bern das Schuldepartement, eine Landschulordnung auszuarbeiten, die die bestehende von 1720 ablösen sollte. Schwierigkeiten bei der Abfassung der neuen Gesetzesgrundlage zwangen die Verantwortlichen dazu, in den Dörfern zusätzliche Informationen über den Zustand der Landschulen einzuholen, um diese in eine adäquate Ordnung einfliessen zu lassen. Dazu wurde 1806 ein standardisierter, tabellarischer Fragebogen erarbeitet und mit dem Auftrag, ihn für jede bestehende Landschule von den Pfarrern ausfüllen zu lassen, an die Oberamtleute in den bernischen Amtsbezirken verschickt. Die im Frühling und Sommer 1806 eingegangenen Antworten aus rund 500 Schulgemeinden, an denen etwas mehr als 42'000 Schülerinnen und Schüler gemeldet waren, bilden ein aussergewöhnliches, von der bisherigen schweizerischen Schulgeschichtsforschung kaum wahrgenommenes Quellenkorpus. Die vorliegende Untersuchung versucht diese Forschungslücke zu schliessen, in dem sie in einem ersten Schritt die Informationen zu den Rahmenbedingungen von Schule und Schule halten und zum Bildungsangebot erhebt, analysiert und darstellt. Darauf aufbauend werden in einem zweiten Schritt anhand herausragender "Bildungsräume" die Voraussetzungen gesucht, die ein erfolgreiches Lernen in den angebotenen Lehrinhalten ermöglicht und begünstigt haben.
EINLEITUNG
1.1 Schulreform: PISA gestern und heute
1.2 Forschungsstand
1.2.1 Überblick zur Situation in der Schweiz
1.2.2 Die liberale Phase
1.2.3 Neue Ansätze in der Schweiz
1.2.4 Stand der Forschung in Deutschland
1.2.5 Einzelthema Alphabetisierung: eine Forschungskontroverse
1.3 Quellen, Methodik, Fragestellung 30
2. GRUNDLAGEN UND LERNZIELE
2.1 Impulse der Reformation und Initiativen der Landschaft
2.2 Die Landschulordnungen des 17. und 18. Jahrhunderts
2.3 Der Unterricht: Koedukation, Individualunterricht und Auswendiglernen
3. WANDEL UND KONTINUITÄT
3.1 Der Wandel: Aufklärung und Revolution und die Auswirkungen auf die Schule
3.1.1 Volksaufklärung und Volkserziehung
3.1.2 Realität und Idealität
3.1.2.1 Das "Realbild" der Schule
3.1.2.2 Das "Idealbild" der Schule
3.1.3 Menschenrechte und Bildungsoffensive
3.1.3.1 Stapfers Berufung und sein Bildungsprogramm
3.1.3.2 Stapfers Abgang und das Ende der Republik
3.2 Die Kontinuität: Schule nach dem Ende der Republik
3.2.1 Progression und Stagnation in Bern nach 1803
3.2.1.1 Der Kirchen- und Schulrat
3.2.1.2 Das Ringen um eine neue Landschulordnung
3.2.1.3 Fazit
3.2.2 Ausblick auf die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts
4. RAHMENBEDINGUNGEN UND LEISTUNGEN
4.1 Schulbehörden und Schulbetrieb
4.1.1 Die Schulgemeinde
4.1.2 Das Schulhaus
4.1.3 Der Schulweg
4.1.4 Die Schuldichte: Schulgemeinden und Schulen
4.1.5 Die Entlöhnung der Schulmeister
4.1.6 Fazit
4.2 Schulkinder, Curriculum und Lehrmittel
4.2.1 Schülerinnen und Schüler
4.2.1.1 Kinder pro Schule
4.2.1.2 Klasseneinteilungen
4.2.1.3 Präsenz und Absenz8
4.2.2 Die Schulfächer
4.2.2.1 Lesen
4.2.2.2 Singen
4.2.2.3 Schreiben
4.2.2.4 Rechnen
4.2.2.5 Antworten
4.2.2.6 Erweitertes Fächerangebot
4.2.2.7 Das Angebot in anderen Teilen der Schweiz
4.2.3 Die Schulbücher
4.2.4 Fazit
4.3 Die Leistungsnachfrage von 1806
4.3.1 Die Schreibfähigkeit der Schulkinder
4.3.2 Die Rechenfähigkeit der Schulkinder
4.3.3 Die Lesefähigkeit der Schulkinder
4.4 Pfarrer auf Ursachenforschung
4.4.1 Mängelliste und Forderungskatalog
4.4.2 Ursachen und Schuldige
5. BILDUNGSIMPULSE UND BILDUNGSHINDERNISSE
5.1 Methode, Vorgehen
5.2 Regionale Bildungsräume qua Verkehrsanbindung
5.2.1 Das Berner Oberland
5.2.1.1 Schreibleistungen: Übersicht
5.2.1.2 Schreibleistungen: Fazit
5.2.1.3 Rechenleistungen: Übersicht
5.2.1.4 Rechenleistungen: Fazit
5.2.2 Zwischen Thun und Bern
5.3 Regionale Bildungsräume qua Zentrumsfunktion
5.3.1 Das Seeland
5.3.1.1 Naturräumliche Bedingungen
5.3.1.2 Traditionelles Gewannflursystem und flaches Sozialprofil
5.3.1.3 Städte und das Verkehrsnetz zu Wasser und zu Land
5.3.1.4 Gute Schulnoten
5.3.2 Der Oberaargau
5.3.3 Die Kirchgemeinde Worb
6. SCHLUSS
7. BIBLIOGRAPHIE
7.1 Quellen
7.1.1 Gedruckte Quellen
7.1.2 Ungedruckte Quellen
7.1.3 Historische Karten
7.2 Literatur
7.3 Abkürzungen
8. ANHANG
8.1 Die Fragen der Schultabellen von 1806
8.2 Referat vor dem Kleinen Rat zum Stand der Arbeiten an der neuen Landschulordnung, 1807
8.3 Grobdaten zur Bevölkerung, den Schulgemeinden und den Schulkindern aus den 1806er Tabellen
8.4 Detailansicht Schulhausplan Mazwil
8.5 Detaillierte Grafik mit den Abwesenheitsgründen der Schülerinnen und Schüler
8.6 Leistungen der Schülerinnen und Schüler. Zusätzliche Angaben aus den genauen und umschriebenen Angaben
8.7 Datenzusammenfassung ausgewählter "Bildungsräume"