Die Frauenzeitschrift Jogaku zasshi (1885-1904) stellt in vielfacher Hinsicht eine Besonderheit in der japanischen Frauenkultur, Geistesgeschichte und Geschichte der Mädchenerziehung dar. Sie war eine typische Erscheinung ihrer Zeit, der liberalen und aufklärerisch gesinnten frühen bis mittleren Meiji-Zeit (1868-1912), und übte innerhalb des vor allem im Großraum Tokyo-Yokohama zu jener Zeit intellektuell einflussreichen protestantischen Christentums eine große Wirkung aus. Der Charakter der Zeitschrift war sehr stark von der Person ihres Herausgebers Iwamoto geprägt, der sich aktiv für die Verbesserung der Mädchenerziehung und die Einführung eines neuen, "besseren" Frauenbildes in Japan einsetzte. Zudem engagierte Iwamoto sich in zwei weiteren Institutionen für Frauen, einer Mädchenschule sowie einem Frauenverein, deren Aktivitäten sämtlich in der Zeitschrift Jogaku zasshi dokumentiert sind. So schuf er ein Organ, das in einzigartiger Weise Ideen sowie auch tatsächliche Aktivitäten und Ereignisse in den Bereichen Mädchenerziehung, Bildung für Frauen und Frauenkultur zusammenfasste. Die vorliegende Arbeit untersucht die pädagogischen Ziele und die Ideen des Herausgebers vor allem hinsichtlich zweier zentraler Themenschwerpunkte, die als Iwamotos Hauptanliegen zu bezeichnen sind: die Verbesserung der Mädchenerziehung und dabei vor allem des höheren Schulwesens für Mädchen sowie die Einführung einer neuen Frauenrolle und eines neuen Frauen- und Familienbildes in Japan. Diese seine Ziele wurden nicht nur ausführlich in der Zeitschrift Jogaku zasshi diskutiert, sondern auch durch die Aktivitäten Iwamotos in die Praxis umgesetzt.
Nadja Kischka-Wellhäußer, geb. 1971, studierte Japanologie in Tübingen, Bochum, Kyoto und Heidelberg. 1997 M.A. an der Ruhr-Universität Bochum, 2002 Promotion an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Seit April 2002 Lektorin an der Ryukoku-Universität, Japan.