Das Entstehen des Begriffs wie auch der Praxis konstituierender Macht verweist auf eine tiefgreifende Krise des Bestehenden, einen imminenten revolutionären Bruch. In die Strukturen der alten Ordnung, des Ancien Régime, interveniert eine revolutionäre Subjektivität. Die konstituierende Macht formt sich zur Gegenmacht und zu einem gesellschaftlichen Ganzen, das die Reproduktion des Alten blockiert, die Freiheiten erweitert und Perspektiven einer demokratischen Umwälzung eröffnet. So ist die konstituierende Macht zugleich Ausdruck und Praxis der Multitude, wie Negri mit einem auf Spinoza und die revolutionäre politische Theorie der frühen Neuzeit zurückgehenden Begriff die demokratische Menge nennt.
Negris Studie ist ein Gang durch die Geschichte der politischen Philosophie von Polybios bis Carl Schmitt, von Machiavelli bis Lenin, von Spinoza bis Marx, von Thomas Hobbes und James Harrington bis Giorgio Agamben und Michel Foucault - und damit zugleich eine Intervention in wichtige aktuelle politische und theoretische Debatten.
Antonio Negri, geboren 1933, lehrte Politische Philosophie und Staatstheorie an den Universitäten von Padua und Paris. Er gehört als Theoretiker zu den einflussreichsten Intellektuellen der marxistischen Strömung, die heute als Postoperaismus bezeichnet wird.