Georg Trakl (1887 - 1914), war das vierte von sechs Kindern des protestantischen Eisenhändlers Tobias Trakl und seiner Frau Maria, einer zwar musischen, doch gegenüber der Familie sehr distanzierten Frau; die Kinderbetreuung überließ sie weitgehend der französischen Gouvernante. Ab 1897 besuchte er in Salzburg das humanistische Staatsgymnasium, dessen Ambiente und der heraufdämmernde Untergang der K. und K.-Monarchie ihn von klein auf prägten. 1905 verließ er das Gymnasium und begann ein Praktikum in einer Salzburger Apotheke. Schon vorher hatte er mit dichterischen Arbeiten begonnen, die er vereinzelt in Zeitungen publizierte. 1906 wurden zwei Einakter, die er später vernichtete, im Salzburger Stadttheater aufgeführt. Auch bewegte er sich zunehmend in Bohème-Kreisen; auf diese Zeit geht auch sein lebenslanger Alkohol- und Drogenkonsum und das leidvolle inzestuöse Verhältnis zu seiner 1891 geborenen Schwester Margarethe zurück. 1908 siedelte er zum Studium der Pharmazie nach Wien über und fand hier allmählich zu seinem eigenen poetischen Stil. Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 pendelte Trakl in Probediensten und auf der Suche nach Anstellungen, die er meist schnell wieder aufgab, unstet in Apotheken, Ministerien und beim Militär, zwischen Salzburg, Wien und Innsbruck. Ab 1912 wurden seine Gedichte im "Brenner" erstveröffentlicht; außerdem kam eine Verbindung mit Karl Kraus zustande, in dessen 'Fackel' er ebenfalls publizierte. 1914 war Trakl als Medikamentenakzessist mit einer Sanitätskolonne nach Galizien in den Krieg gezogen, von wo er im Anschluss an die Schlacht bei Grodek zur Beobachtung seines Geisteszustandes nach Krakau überwiesen wurde. Dort starb er am 3. November an einer Überdosis Kokain.
Georg Trakls lyrisches Werk besticht durch die sinnliche Kraft seiner Bilder und eine "Lyrik in Moll". Er wird zu den bedeutendsten Frühexpressionisten deutscher Sprache gezählt. Sein hermetisches Schaffen weist jedoch weit darüber hinaus. Gebrandmarkt als Vertreter der "Décadence", die den Verfall stilisiert anstatt eine soziale Utopie zu entwerfen, träumt er von einem neuen, 'natürlichen' Menschen, von einer Erneuerung der paradiesischen Unschuld in der Gesellschaft. Charakteristisch für seine Gedichte sind Visionen von düsterer Farbenpracht und eine melodisch-rhythmische Sprache. Im vorliegenden Band sind sämtliche Gedichte aus den Jahren 1909 - 1914 nebst einer Einführung von Katharina Maier enthalten.