Wissenschaftliche Arbeiten fallen nicht vom Himmel, sie sind vielmehr Produkte einer zeitabhängigen wissenschaftsinternen Diskussion. Gleichwohl erfordert der wissenschaftliche Diskurs ein Zurücktreten des Subjekts, das nur mehr die zur Entfaltung des Themas notwendige Präsentation von Argumenten zu leisten hat, als gesellschaftliches Wesen jedoch nicht in Erscheinung tritt. So entsteht die Fiktion einer eigenständigen, nur auf einem Wahrheitsanspruch oder der Triftigkeit von Argumenten beruhenden Entwicklung von Ideen, die ihre Abhän gigkeit von gesellschaftlichen Strukturen und Prozessen leugnet. Eine wesentli che Aufgabe des sich diesem Diskurs artikulierenden Subjekts besteht darin, den Standort seiner Arbeit innerhalb des Fachgebiets zu bestimmen und die Re levanz seiner Untersuchungen für den Fortgang der internen Diskussion nach zuweisen. Dies geschieht zweckmäßigerweise in der Einleitung einer Arbeit, die darüber hinaus noch die Aufgabe hat, dem potentiellen Rezipienten auch einen Überblick über die vorgetragenen Thesen und deren Begündungen zu geben. Ich werde mich diesem Ritual unterziehen, allerdings nicht ohne es für meine Zwecke zu modifizieren: Die Wahl des Gegenstands dieser Arbeit und die Stra tegien seiner Bearbeitung hängen auch mit meiner Biographie zusammen, also meinen in einer spezifischen gesellschaftlichen Konstellation organisierten Er fahrungen. Nun wird angesichts des gewählten Gegenstands niemand diesen Bezug in Frage stellen; verallgemeinernd behaupte ich, daß die von Wissen schaftlern gewählten Forschungsschwerpunkte immer auch einen biographi schen Hintergrund haben -mit jeweils unterschiedlichem Stellenwert für deren Arbeit.
1. Einleitung.- 2. Texte als Ausdrucksformen von Mustern: Funktionen und Strukturen von Leserbriefen.- 3. Texte als Ausdrucksformen sozialer Praxis: Konnotationen von Leserbriefen.- 4. Texte im Diskurs: Eine gegenkulturelle Leserbriefdebatte.- 5. Schluß.- Register.