Christiane Seiler war von 1975 bis 2017 als Ergotherapeutin tätig und mit einer eigenen Praxis bei Heidelberg niedergelassen. Sie erwarb das Castillo Morales®- und Bobath-Zertifikat. An einer Fachschule in Ludwigshafen und einer Fachhochschule in Idstein bildete sie Ergotherapeuten im pädiatrischen Bereich aus. Seit vielen Jahren hält sie Seminare für TherapeutInnen, für HeilpädagogInnen und Eltern zu Themen der Kindesentwicklung und deren Störungen. Im In- und Ausland ist sie als Dozentin für Berufe im Gesundheitswesen unterwegs. Christiane Seiler berät Fachleute und Eltern in Form von interdisziplinärer Frühberatung. Das Buch greift auf ihre Erfahrungen mit Eltern und ihren entwicklungsverzögerten Säuglingen und Kindern mit Muskelhypotonie zurück und auf die langjährige Berufstätigkeit als Ergotherapeutin.
Als Autorin hat Christiane Seiler zahlreiche Fachartikel zum Thema "Muskelhypotonie" veröffentlicht, sowie Sachbücher zum gleichen Thema. Weitere
Informationen erhält man unter www.muskelhypotonie.de
Wieder ein Buch über Schulfähigkeit, gibt es nicht schon genug davon?
Diesmal geht es aber nicht um die kognitiven Fähigkeiten von Kindern. Wir begeben uns vielmehr auf eine Reise nach innen zu den wünschenswerten sozio-emotionalen Kompetenzen für den Schulbeginn. Schulbereitschaft setzt im Kind eine Anpassung seines Verhaltens an neue Regeln voraus. Etlichen Jungen fällt die Kontrolle ihres Bewegungsdrangs beim Eintritt in die Grundschule noch schwer. Geschlechtsspezifische Unterschiede von Jungen und Mädchen werden mit Blick auf die Forschung benannt. Die Selbstregulation ihrer Impulse ermöglicht es Kindern, ihre Aufmerksamkeit auf das Lernen zu richten.
Die Frage an PädagogInnen lautet:
- Welchen Stellenwert hat an unseren Schulen das sozio-emotionale Lernen?
- Wird im Unterricht Zeit eingeräumt für gemeinschaftliche Aktivitäten ohne Bewertung, damit in einer Schulklasse ein Wir-Gefühl entstehen kann?
- Geht die Schule auf den natürlichen Bewegungsdrang von Kindern ein und welche Alternativen gibt es zur Lernstoffvermittlung im Sitzen?
- Gibt es ein Konzept zur Vermittlung von sozialen Werten an unseren Schulen?
- Wie gestaltet sich Achtsamkeit im Umgang miteinander beim Unterrichten?
- Wie lässt sich achtsames Verhalten mit Kindern einüben? Achtsamkeit ist ein Schlüssel zum Lernen, denn ohne Beachtung ist Aufmerksamkeit nicht denkbar.
- Mit welcher achtsamen Reflexion sich selbst gegenüber können PädagogInnen ihre Ressourcen bewahren?
- Wie geht es LehrerInnen im Umgang mit auffälligen Kindern?
- Was können die psychogenen Ursachen von herausforderndem Verhalten von Schülern sein?
In diesem Buch wird nicht auf das viel beschriebene Aufmerksamkeitsdefizit eingegangen, sondern es werden andere Hintergründe der Lernblockaden bei Kindern aufgezeigt. Einige Kapitel mit Beispielen von parentifizierten Kindern mit kranken Eltern, Kindern mit hoher Sensibilität und solchen aus dem Autismus-Spektrum eröffnen eine Sicht nach innen. Auch auf Systemsprenger, die das Unterrichten erschweren, wird mit Innenansicht auf ihr schmerzbasiertes Verhalten geschaut.
Mit einem Spektrum von herausforderndem Verhalten ihrer SchülerInnen sind PädagogInnen täglich konfrontiert - und selten darauf vorbereitet, ebenso wenig erfahren sie professionelle Unterstützung. Das Buch plädiert für ein achtsames Verhalten - sich selbst gegenüber und für soziale Werte, damit Schule wertvoll für alle ist.
Der Anhang "Kaleidoskop" richtet sich an Eltern mit ihren Fragen, Sorgen und ihrer oft ganz anderen Sichtweise auf den Schuleintritt ihrer Kinder. Nicht die Kenntnis von Zahlen oder seinen Namen schreiben zu können sind die wichtigsten Kriterien zur Schulreife. Vielmehr sind sozio-emotionale Fähigkeiten erwünscht, die junge Kinder im familiären Umfeld vor der Einschulung erwerben müssen. Es kommt darauf an, dass Kinder aus innerem Antrieb bereit sind, sich in der Schule ohne das elterliche Lob anzustrengen: Ist ein Kind bereit, sich aus der bekannten Geborgenheit zu lösen, um sich selbstbewusst in eine neue Gruppe einzufügen? Kann es seine momentanen Bedürfnisse zurückstellen, um mit anderen zu kooperieren?
Für dieses Wir-Gefühl sind soziale Fähigkeiten erforderlich, sonst kann eine verfrühte Einschulung ein seelisch unreifes Kind überfordern. So selbstsicher das Kind im häuslichen Umfeld sein mag, in der Schule können soziale Ängste ein Lernhindernis sein. Der Zeitpunkt der Einschulung sollte nicht nur vom Alter eines Kindes abhängen, sondern von dessen Selbstbewusstsein, Selbstregulation und Gemeinschaftsfähigkeit.
Prägend ist der achtsame Umgang mit digitalen Medien in der Familie, jedoch häufig absorbiert das Smartphone die Aufmerksamkeit von Kind und Eltern, sodass es zu einem Verlust der Achtsamkeit im familiären Umfeld kommt. Einige Kapitel beschreiben den Einfluss digitaler Medien auf Gehirnentwicklung, Körperwahrnehmung, Lernbereitschaft, Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisbildung von jungen Kindern. Die Achtsamkeit miteinander und mit Medien entscheidet letztlich darüber, ob ein Kind gerne bereit ist, zur Schule zu gehen.