Bischöfe im Frankenreich waren einflussreiche politische Akteure, die im Laufe des 9. Jahrhunderts ein gelehrtes Wissen vom eigenen Amt entwickelten. Spiegelungen dieses Wissens über das Wesen des Bischofsamtes finden sich in vielen Texten, die meisten stammen aus Westfranken. Offen ist bislang jedoch, welche Relevanz dieses Wissen und das bischöfliche Standesbewusstsein hatten - ist es als normativer Referenzrahmen von anderen politisch relevanten Ständen anerkannt? Wie entwickelt es sich über die Umbruchzeit des 10. Jahrhunderts in der post-karolingischen Zeit und beginnenden Kirchenreform? Diesen Fragen widmet sich das Buch durch eine Untersuchung von Bischofsabsetzungen in Westfranken im 9. und 10. Jahrhundert und durch eine Analyse des Bischofsbildes in monastischen wie bischöflichen Kreisen im 10. und frühen 11. Jahrhundert. So kann ein differenziertes Bild der Wahrnehmung des Bischofsamtes und der konkrete Umgang mit dem Wissen vom Bischofsamt in verschiedenen Kontexten gezeichnet werden.
Christine Kleinjung wurde 1977 in Langen geboren und studierte an der Universität Mainz Mittlere und Neuere Geschichte, Deutsche Philologie und Kulturanthropologie. Sie wurde dort 2006 mit einer Arbeit über die Wormser Frauenklöster im Spätmittelalter promoviert, 2015 habilitierte sie sich ebenfalls in Mainz. Von 2001-12 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Mainz, von 2012-16 an der Universität Freiburg i.Br. Nach einem Aufenthalt als Gastprofessorin für Geschlechtergeschichte an der Universität Wien 2016 folgten Professurvertretungen in Heidelberg, Göttingen und Potsdam. Christine Kleinjung lehrt zurzeit als Vertretung der Professur für die Geschichte des frühen und hohen Mittelalters und transkulturelle Geschichte an der Universität Münster.