Das Gebet als "Resonanzereignis" zu beleuchten, bedeutet, es nicht wie gewöhnlich als aktiven Vollzug zu verstehen, sondern als etwas, das sich mitunter überraschend einstellt oder sich entzieht. Die Leitmetapher der "Resonanz" verweist zudem auf die Responsivität und die Sinnlichkeit des Betens. Es beginnt nicht bei sich selbst, sondern kommt von woanders her. Und es betrifft nicht nur den menschlichen Geist, sondern den Menschen als verleiblichtes Selbst. Die Beiträge des vorliegenden Bandes erkunden diese Resonanzaspekte im Hinblick auf das Gebiet heutiger Spiritual Care. Auch in säkular geprägten klinischen Kontexten sind vielfältige Gebetsvollzüge zu beobachten. Sie stehen in einem eigentümlichen Verhältnis zu den therapeutischen und palliativen Behandlungen, die sie begleiten. Denn das Beten behandelt nicht, sondern antwortet auf den Widersinn von Krankheit, Behinderung, Tod und finaler Trennung. Auf leibsinnliche Art und Weise können sich in Gebetsvollzügen neue Sichtweisen auf das eigene Leben und Erfahrungen von Trost und Behütetsein erschließen.
Dr. theol. Simon Peng-Keller ist Professor für Spiritual Care an der Universität Zürich. Von 2016 bis 2020 war er Seelsorger im Kompetenzzentrum Palliative Care am Universitätsspital Zürich. Er doziert als Gastprofessor für Theologie der Spiritualität an der Theologischen Hochschule Chur. Darüber hinaus ist er zusammen mit seiner Frau als Exerzitienbegleiter im Lassalle-Haus, Bad Schönbrunn, und im Geistlichen Zentrum St. Peter tätig.