In diesem Buch, seinem ersten, legte Hans-Georg Gadamer die Fundamente für sein späteres Lebenswerk, die Begründung der Hermeneutik als einer Disziplin der Philosophie (Wahrheit und Methode, 1960). Bereits hier gelangte er, so sein Selbstzeugnis im Vorwort, zu der ?hermeneutischen Einsicht von Gewicht: daß literarische Schöpfungen wie die kunstvollen platonischen Dialoge und auf der anderen Seite Arbeitspapiere, wie die im corpus aristotelicum vereinigten Texte, nicht mit dem gleichen Maße gemessen, nicht ohne hermeneutische Vorkehrungen überhaupt aufeinander bezogen werden können?.
Nicht, daß platonische ?Ethik? dialektisch sei, wird hier behauptet, sondern ob und wie platonische Dialektik ?Ethik? ist, wird gefragt. Diese Frage ist der Leitfaden der im zweiten Kapitel versuchten Interpretation des ?Philebos?. Im Dienst dieser Interpretation sucht das erste Kapitel zu zeigen, daß die Theorie der Dialektik bei Plato die Theorie der sachlichen Möglichkeit des Dialogs ist.
Die erste Auflage des Buches erschien 1931 bei Felix Meiner, Leipzig; zum 100. Geburtstag des Autors am 11. Februar 2000 wird es hier, nun in der Textfassung der Gesammelten Werke (Tübingen 1985), neu vorgelegt.
Gadamer, Hans-Georg (1900-2002), Philosoph, Professor in Leipzig und Heidelberg. Gadamers philosophische Leistung besteht in der Begründung der Hermeneutik als universale Geisteswissenschaft (Wahrheit und Methode, 1960).