Zeitlebens kämpfte Ernst Toller (1893-1939) für die Demokratie, für Freiheit und Selbstbestimmung, gegen Unterdrückung, Faschismus und Entrechtung. So wird er, der Sanfte und Nachdenkliche, im Jahr 1918 in München zu einem der Anführer der Räterepublik. Das basis-sozialistische Experiment scheitert nach wenigen Wochen, von reaktionären und präfaschistischen Freikorpstruppen niedergeknüppelt. Toller verbringt danach fünf Jahre in Festungshaft - literarisch seine produktivste Zeit. In der Haft entstehen seine bedeutendsten Bühnenstücke, die in nicht weniger als 27 Sprachen übertragen werden; und zum Ende der Dekade wird Toller der bekannteste lebende deutsche Dramatiker - bekannter als Carl Sternheim, Georg Kaiser oder Brecht.
Ernst Toller wird am 1. Dezember 1893 als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Samotschin in der damaligen preußischen Provinz Posen, heutiges Polen, geboren. Er besucht das Realgymnasium in Bromberg, heute Bydgoszcz, und studiert nach dem Ersten Weltkrieg in München Jura und Philosophie. Dort lernt er Schriftsteller wie Thomas Mann und Rainer Maria Rilke, Oskar Maria Graf und Erich Mühsam kennen, engagiert sich politisch, und wird zu einer treibenden Kraft der Münchner Räterepublik, was ihm fünf Jahr Festungshaft einbringt.