Mechthild, ein Name wie ein Häkeldeckchen: vermutlich vor über achthundert Jahren geboren, in Helfta gestorben, kurz vor ihrem zwölften Geburtstag die Stimme Gottes vernommen und sich von ihr über alle Hindernisse leiten lassen. Das Einzige, was von Mechthild von Magdeburg geblieben ist: die »vielleicht kühnste erotische Dichtung« des Mittelalters, ihr siebenbändiges Buch Das fließende Licht der Gottheit, ein zwischen Gattungen flirrendes Werk, in dem sich Sang und Widersang mit Dialogen, Visionen, autobiografischen Passagen und Kritik an Ordensleben und Kirche abwechseln. Doch nicht einmal dieses Buch ist im Original erhalten. Jemand anderes könnte also ihre Texte geschrieben haben. Sie könnte jemand ganz anderes gewesen sein, könnte nie geschrieben haben. Oder viel früher. Sogar immer noch. Einzig an ihrer Minnerei besteht kein Zweifel, einzig an der kämpferischen Liebe einer starken Frau. Auf Suche nach dieser fernen Schwester macht sich eine Frau von heute, um dort, wo sich die Spuren verlaufen, Mechthilds Lebensgeschichte auf die Beine zu helfen - mit ihrer eigenen.
Julia Koll spiegelt in ihrem funkensprühenden Roman Das Buch Mechthild die Geschichte zweier Minnerinnen über die Epochen hinweg und verleiht damit der Welt von Neuem einen Hauch von Mystik.
Julia Koll , 1975 in Göttingen geboren, ist habilitierte evangelische Theologin und Direktorin der Ev. Akademie Loccum. Seit ihrer Doktorarbeit zum Verhältnis von Körpererleben und religiöser Erfahrung (Körper beten , Stuttgart 2006) ist sie als Grenzgängerin zwischen Wissenschaft und Praxis, Spiritualität und Kultur unterwegs und studierte zuletzt Literarisches Schreiben in Hildesheim. Sie lebt in Hannover. Das Buch Mechthild ist ihr erster Roman.