Honoré de Balzac, 1799 in Tours geboren, gilt neben Stendhal und Flaubert als Wegbereiter des literarischen Realismus. Im Zentrum seines Werks steht die comédie humaine, ein vielbändiges Panorama der französischen Gesellschaft, von dem Balzac zeitlebens 91 von 137 projektierten Romanen und Erzählungen beenden konnte. Seine Texte zeichnen vor allem komplexe Charaktere und präzise, ungeschminkte Darstellungen gesellschaftlicher Realität.
Nie zuvor wurde erotisches Kapital so zielstrebig in Luxusimmobilien und Anleihefonds umgemünzt wie in Balzacs atemberaubenden Roman Cousine Bette. Die Rache einer Frau. Der geniale Franzose schildert die Verstrickungen, Erpressungen, Kämpfe, Leidenschaften und Eifersüchteleien, die Eitelkeiten der Menschen und ihre Verführbarkeit vor dem Hintergrund eines geradezu barock ausstaffierten Sittengemäldes der Hauptstadt des 19. Jahrhunderts.
Die Jungfer Bette hegt einen tiefen Groll gegen ihre erfolgreichen Verwandten, die sie nach dem Bankrott der von ihr geleiteten Stickerei zu sich nach Paris geholt haben. Als die Tochter ihrer Cousine, die aufopferungsvolle Ehefrau eines alternden, den jungen Frauen verfallenen Barons, sich mit ihrem Liebsten verlobt, begibt Bette sich auf einen von Eifersucht getriebenen Rachefeldzug gegen ihre eigene Familie. Gemeinsam mit einer nach Geld und Einfluss gierenden Kurtisane spannt sie ein dichtes Netz von Intrigen, dem niemand entkommen wird. Cousine Bette erzählt dabei nicht nur von den persönlichen Schicksalen der zahlreichen bunten Figuren, sondern verhandelt auch das soziale Drama von Armut und gesellschaftlicher Spaltung sowie die extremen Entwicklungen einer außer Rand und Band geratenen Ökonomie. Dieses brillante und brisante Meisterwerk ist ein ferner Spiegel der heutigen Gesellschaft.