Die vorliegende Studie rekonstruiert im Rahmen des Konzeptes der Weltliteratur den Zirkulationsprozess, in dem das chinesische zaju-Stück Der Kreidekreis (Huilan ji ¿¿¿) aus der Yuan-Zeit (1279¿1368) anhand literarischer Übersetzungen von einem Stück der Nationalliteratur zu einem solchen der Weltliteratur wird. Dabei zeigt die Arbeit, welche konzeptionellen Anknüpfungspunkte es zwischen verschiedenen Kreidekreis-Versionen (dem chinesischen Original und den Bearbeitungen von Klabund und Brecht) trotz ihrer inhaltlichen und formalen Unterschiede gibt. Hinsichtlich der theoretischen Überlegungen wird der Weltliteraturbegriff, basierend auf einer Auseinandersetzung mit der vorangegangenen Debatte um diesen Begriff, in der Arbeit neu beschrieben, damit dieser Begriff auf der Makro- und Mikroebene einen analytischen Rahmen für die vorliegende Arbeit bieten kann. Am Ende der Untersuchung kann festgestellt werden, dass die in die chinesische zaju-Vorlage encodierte Gesellschaftskritik nach dem Übersetzungsprozess in Deutschland in Klabunds und Brechts Bearbeitungen im Sinne ihrer eigenen Konzeptionen angepasst wurde. Dieses gemeinsame Streben nach gesellschaftlicher Gerechtigkeit stellt den grundlegenden Zusammenhang zwischen den drei Kreidekreis-Versionen dar.