Das vergessene Meisterwerk einer großen japanischen Autorin
>Räume des Lichts<
wird sie nun endlich auch hierzulande wiederentdeckt. Der 1979 erstmals erschienene Roman ist ein zeitloses Meisterwerk
über Liebe, Mutterschaft und den Kampf um die Kontrolle über das eigene Leben.
Es ist die einzige Wohnung, die sie finden kann: die letzte Etage eines Bürogebäudes mit lichtdurchfluteten Räumen. Nachdem ihr Mann sein Leben allein weiterführen und sie mit ihrer zweijährigen Tochter nicht in den Haushalt der Mutter zurückkehren will, zieht sie kurzerhand dort ein. Während sie ein Matratzenlager baut, wirft das Mädchen Spielzeuge aus dem Fenster. Während sie zu verhindern versucht, dass ein Netz vor den Fenstern angebracht wird, plagen ihre Tochter Albträume. Während sie ihr Kind in den Armen hält, wünscht sie sich, ebenfalls von jemandem in den Arm genommen zu werden. Immer wieder verliert sie die Bodenhaftung, wenn ihr Chef keine weiteren Krankheitstage zulässt, wenn ihr Noch-Ehemann von einer Scheidung nichts wissen will, wenn ihre Wut sie in die Bar treibt, während ihre Tochter in der Wohnung schläft. Aber dann sind da auch die Dachterrasse, die sich nach einem Wasserschaden in einen Pool verwandelt, das Volksfest mit Feuerwerk und Zuckerwatte, das Licht um sie herum - und der tiefe Wunsch, ihr Leben Stück für Stück neu zusammenzusetzen.
Yuko Tsushima, geboren 1947, war eine der bedeutendsten japanischen Autorinnen ihrer Generation. Sie war die Tochter des Schriftstellers Osamu Dazai, der sich das Leben nahm, als sie ein Jahr alt war. Tsushima studierte englische Literatur, mit 24 Jahren veröffentlichte sie den gefeierten Erzählband Shaniku-sai (Karneval). Sie schrieb weitere Erzählungen und siebzehn Romane, für die sie vielfach ausgezeichnet wurde, u. a. mit dem Izumi Ky¿ka Preis für Literatur, dem Noma Literaturpreis, dem Yomiuri Preis und dem Tanizaki Preis. 1970 heiratete sie und gab ihre Arbeit auf, wenige Jahre später folgte die Scheidung. 1985 starb ihr Sohn im Alter von acht Jahren. Tsushimas Werk ist stark autobiografisch geprägt und handelt immer wieder vom Aufwachsen ohne Vater, Scheidung, dem Leben einer alleinerziehenden Mutter oder dem Tod des eigenen Kindes. Sie erkundet in ihrem Schreiben das Dasein von ausgegrenzten Menschen, meistens Frauen, die gegen den Druck der Gesellschaft und der Familie um ihre Unabhängigkeit kämpfen. Yuko Tsushima starb 2016 in Tokio.