Heimstätten sind Orte, an denen die Welt vertraut wird. Erst an bestimmten Orten wird Heimat konkret, und da diese Orte steter Veränderung unterworfen sind, sind auch unsere Heimstätten vom Verlust bedroht. Die Nostalgie stützt sich wesentlich auf das Gedächtnis. Doch das Gedächtnis dient dabei weder der Orientierung in der Gegenwart noch der Planung der Zukunft, sondern wird ganz von der Vergangenheit vereinnahmt. Der Nostalgiker verliert die Fähigkeit, seine Zukunft an einem Ort zu gestalten. Er wird zum imaginativen Spurenleser vergangener Heimstätten. Dazu bedient er sich nicht nur episodischer Erinnerungen an Erlebnisse, sondern auch des Leibgedächtnisses, das jene Spuren beinhaltet, die vergangene Orte in unseren Körpern hinterlassen haben.
Stefan W. Schmidt, geboren 1979, ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Pforzheim im Bereich Design tätig und lehrt Philosophie an der Bergischen Universität Wuppertal.