Während Öffentlichkeitsbeteiligung in den vergangenen Jahren als 'Allheilmittel' für eine erfolgreiche Umsetzung von Stadtplanungs- und -entwicklungsprozessen angesehen wurde, wird derzeit deutlich, dass die alltäglichen Erfahrungen auf kommunaler Ebene häufig von den normativen Erwartungen und Anforderungen der Theorie abweichen und unintendierte Nebenwirkungen auftreten. Daran anknüpfend wirft die Arbeit einen kritischen Blick auf die Öffentlichkeitsbeteiligung und untersucht anhand von qualitativen leitfadengestützten Interviews im Untersuchungsraum Riedlingen, was die Gründe für den (Miss-)Erfolg von Partizipationsprozessen sind. Durch die Triangulation von einem sozialkonstruktivistischen sowie einem systemtheoretischen Zugriff auf den Forschungsgegenstand kann gezeigt werden, dass die Konstruktion der Öffentlichkeitsbeteiligung sowohl von den individuellen Erfahrungen und persönlichen Interessenslagen, als auch den systemischen Logiken der involvierten Akteure abhängig ist, wodurch eine erfolgreiche Kommunikation zwischen diesen unwahrscheinlich wird.
Als Gründe für den Misserfolg der Partizipationsprozesse werden vor allem die geringe und selektive Beteiligung, die begrenzten Möglichkeiten der Einflussnahme, fehlendes Lokalwissen der beauftragten Büros, die Unübersichtlichkeit der Verfahren und deren Einbettung in die Projektplanung sowie die unzureichende Umsetzung der geäußerten Anliegen hervorgehoben. Die empirischen Befunde zeigen auf, dass Verfahren zur Öffentlichkeitsbeteiligung in Riedlingen eher zu Frustration und Vertrauensverlust führen, statt in einer gesteigerten Legitimation und Akzeptanz von Planungsprojekten resultieren und es daher einer kritischen Selbstreflektion und Nachjustierung von Partizipationsprozessen bedarf.
Die Autorin
Anna-Maria Weber hat an der Eberhard Karls Universität Tübingen Geographie und Humangeographie / Global Studies studiert und promoviert derzeit zu dem vom Cusanuswerk geförderten Thema "Landschaftsgovernance - eine neopragmatistische Untersuchung am Beispiel des LEADER-Förderprogramms". Seit 2021 arbeitet sie zudem als Projektbearbeiterin am Lehrstuhl für Stadt- und Regionalentwicklung der Eberhard Karls Universität Tübingen.
Anna-Maria Weber ist an der Universität Tübingen tätig.
Einführung in Relevanz und Aktualität des Themas.- Wissenschaftstheoretische Grundüberlegungen.- Planung und Partizipation.- Einführung in den Untersuchungsraum Riedlingen.- Forschungsdesign und methodisches Vorgehen.- Konstruktion der Öffentlichkeitsbeteiligung in Riedlingen.- Methodenkritik.